
George Cruikshank: ‚The Cholic‘ (1819)
Sie leiden an Kolitis, Morbus Crohn, Reizdarmsyndrom oder an einer anderen Autoimmunkrankheit wie Multiple Sklerose, Thyreoditis etc? Oder Sie haben in Ihrem nahen Umfeld jemanden der daran leidet? Dann könnte dieser Artikel von großem Interesse sein.
Lesezeit: 15-25 vermutlich gut investierte Minuten
Vorab:
Wichtige Voraussetzung für diesen Artikel ist, dass Sie zumindest für 20 – 25 Minuten Alles ausblenden,
- was man Ihnen bisher über „gesundes Essen“ beigebracht hat,
- dass nur Arzneimittel gesund machen und
- dass ausschließlich ausgebildete Ärzte über die Wirkung von Ernährung auf unser Inneres Bescheid wissen würden (Betonung liegt auf ‚ausschließlich‘).
I) Unser Verhältnis zu den „Göttern in Weiß“
Vorab, Teil 2: es geht mir hier nicht darum, Ärzte zu verunglimpfen. Ganz im Gegenteil. Dennoch sollte man, wie so oft im Leben, auch bei Ärzten nicht alles schwarz oder weiß sehen, denn es gibt auch etwas dazwischen. Wenn man es genau betrachtet, ist ein Arzt (m/w) jemand, der über Jahre hinweg viele Bücher über Studien, bekanntes Wissen etc gewälzt und dann letztendlich eine Prüfung über das gelernte Wissen abgelegt hat. Zudem hat ein Arzt natürlich noch ausgiebig Erfahrung in der Praxis gesammelt, bevor er dann in einem Krankenhaus oder in einer Praxis sein erworbenes Wissen anwendet. Zusätzlich darf sich der Arzt dann Dr. med. nennen. Und so ein Doktortitel macht natürlich in den Augen Vieler, das muss man einfach so sagen, viel her: er schafft Vertrauen und Respekt. Das sei den Ärzten auch gegönnt, kein Thema.
Man darf vermutlich davon ausgehen, dass die große Mehrzahl der ausgebildeten Ärzte keine eigenen (langfristigen) Studien durchgeführt haben. Was in diesem Falle bleibt ist, wie oben beschrieben, dass man entsprechendes Material aus Studien studiert und diese als Tatsachen hinnimmt. Und das ist auch OK so, denn wenn sich jeder Arzt mit der Durchführung eigener Langzeitstudien beschäftigen würde, gäbe es ja keine praktizierenden Ärzte, die wir aber brauchen. Wie wir aber Alle wissen, ändern sich gerade im Bereich der Ernährung und der Wirkung der Ernährung auf den menschlichen Organismus die Fakten ständig. Jedes Jahr scheinen neue Fakten dazu zu kommen, oder aber es werden alte und lange als gültig angesehene Fakten wieder über den Haufen geworfen. Und das, obwohl uns diese ‚Fakten’ teilweise über 20 oder 30 Jahre lang als allgemeingültig präsentiert wurden. Es kann also durchaus sein, dass ein Dr. med. (oder wer auch immer) sein Wissen unter Umständen auf alten und unvollständigen oder mittlerweile gar überholten Fakten gründet.
Wenn wir nun akzeptieren (auch wenn das wohl nicht jeder akzeptieren wird), dass ein Arzt sein Wissen in erster Linie aus Büchern, Fachzeitschriften, Kongressen und der praktischen Anwendung bezieht, stellt sich folgende Frage: könnte dann nicht auch jeder Andere nach dem intensiven Studium eines Teilbereichs zum Thema Ernährung als eine Art ‚Arzt’ angesehen werden? Natürlich fehlt der Dr. med. Titel, und genau das scheint oftmals die Crux zu sein.
Dies nur als eine Art gedanklicher ‚Vorspann’, um die Gedankenmaschine ein wenig in Gang zu bringen und darauf vorzubereiten, dass ich selber Ärzte durchaus respektiere, dennoch aber eine eigene Meinung bewahren und (m)einem Arzt auch mal kritische Frage stelle, wenn ich meine Bedenken bezüglich einer gewissen Aussage zum Thema „gesunder“ Ernährung habe.
Als weitere Vorabinfo, bevor wir in das eigentliche Thema einsteigen:
Ich selber leide nicht am Reizdarmsyndrom oder ähnlichen Krankheiten, zumindest nicht, soweit mir bekannt ist. Jedoch leidet meine bessere Hälfte seit 2003 an Colitis ulcerosa bzw. Kolitis, das heißt, ich bekomme also hautnah mit, wie ein Betroffener leidet. Aber nicht nur die Betroffenen selber leiden, auch Familienmitglieder und Lebenspartner. Außerdem wurde mein jüngerer Bruder letztes Jahr mit Multiple Sklerose diagnostiziert. Insofern beschäftigt mich dieses Thema sehr, im Interesse derer, die mir nahe liegen, als auch in meinem eigenen Interesse. Ich bin der Überzeugung, dass Mutter Natur in vielen, wenn nicht sogar den meisten Fällen, vermutlich die besten Medikamente/Lösungen liefert – man muss sie nur finden (wollen). Wenn man durch ‚natürliche’ Ernährung gewisse Krankheiten lindern, heilen oder diesen sogar vorbeugen kann, so sollte man dies nicht einfach so vom Tisch kehren, nur weil die althergebrachten ‚Fakten’ etwas anderes sagen.
Somit hoffe ich, durch Beiträge wie diesen Artikel meinen kleinen Teil dazu beizutragen, sowohl den mir nahestehenden Menschen als auch den Lesern dieses Artikels interessante Ideen anbieten zu können, die zu einem intensiven Auseinandersetzen mit der Thematik führen.
II) Kolitis, Reizdarmsyndrom etc nur mit Ernährung heilen?

Getreide: Ursprung allen Übels?
Seit ein paar Jahren gibt es eine Gruppe von Wissenschaftlern, die behaupten, dass Krankheiten wie Kolitis, Morbus Crohn, Reizdarmsyndrom aber auch viele weitere Autoimmunkrankheiten wie Hashimoto-Thyreoditis oder Multiple Sklerose (MS) durch bestimmte Lebensmittel hervorgerufen werden. Im Umkehrschluss heißt das, dass durch das Weglassen dieser spezifischen Lebensmittel die Symptome dieser entzündlichen Krankheiten eingedämmt und, wie Fallstudien zeigen, teilweise sogar komplett von der Wurzel her ausgelöscht werden können. Hier z.B. ein spezielles Programm zum Thema „Abnehmen bei Hashimoto„
Interessanterweise steht gerade eines der am weitest verbreiteten Lebensmittel im Fadenkreuz dieser Wissenschaftler und Befürworter dieser Art der Ernährung: unser liebes Getreide.
Nun kann ich schon die Stimmen und Fragen in Ihrem Kopf beim Lesen des letzten Satzes hören: „Was? Getreide? Aber das ist doch gesund lebenswichtig!“
Das meinte ich in der Einleitung oben, als ich schrieb, dass Sie zumindest für die Zeit des Lesens dieses Artikels ausblenden sollten, was man Ihnen über Jahre hinweg über „gesunde Ernährung“ beigebracht hat. Ich weiß: beim Getreide hört für Viele der Spaß auf, ist es doch fast allgegenwärtig: Brot, Nudeln, Kekse, Müsli, Kuchen, Bier, Schnaps,…
Zurück in die Altsteinzeit
Vor etwa 10 Jahren schrieb Prof. Loren Cordain als einer der Ersten, wenn nicht sogar als Erster, ein Buch zum Paleo-Ernährungskonzept (im deutschen Sprachgebrauch auch Paläo). Das Buch hat im englischen Original den Titel ‘The Paleo Diet’. In der deutschen Übersetzung nennt sich das Buch „Das Getreide – Zweischneidiges Schwert der Menschheit: Unser täglich‘ Brot macht satt, aber krank“.
Vermutlich hat Cordain als klassischer Wissenschaftler einfach nicht den Hang zum Marketing und Verkauf, weshalb sich seine Erkenntnisse erst nur langsam verbreiteten. Zweifellos wurde er auch oft genug von anderen Wissenschaftlern ‚belächelt’, ist es doch auch über 10 Jahre später noch so, dass man mit einem müden Lächeln auf Mammut & Co. angesprochen wird, wenn man Paleo im Freundeskreis erwähnt. Dann aber betrat Robb Wolf die Bühne, der zunächst als Student von Cordain die Erkenntnisse über Paleo aufsaugte. Robb Wolf schrieb letztlich das Buch „The Paleo Solution – The Original Human Diet“. Das Buch entwickelte sich zum Bestseller, sicherlich auch wegen Robb Wolfs lockerer Art und Weise zu schreiben. Leider ist es noch nicht in Deutsch erhältlich. Laut einem Austausch mit Robb Wolf auf seiner Webseite ist aber eine Übersetzung geplant (Thai und Polnisch gibt es schon, da kann Deutsch eigentlich auch nicht mehr so weit sein).
Wer an dieser Stelle mehr grundsätzliche Informationen zu Paleo erhalten will, dem seien die folgenden beiden Webseiten empfohlen, da sie wohl die beiden führenden Seiten im deutschsprachigen Raum sind:
- Felix Olschewskis „Urgeschmack“,
- Constantin Gonzalez „Paleosophie“,
Auch das PaläoPower Institut von Dr. Sabine Paul könnte einen Blick wert sein.
Für alle, die des Englischen gut mächtig sind, ist noch die Seite von Robb Wolf zu empfehlen, auf der er das Paleo-Konzept erläutert.
Ein sehr, sehr gutes Einsteigerbuch (leider nur in Englisch erhältlich) ist übrigens „It starts with food“. Während im Englisch sprachigen Raum die Auswahl an guter Lektüre mehr als ausgiebig ist, so hinkt das im deutschsprachigen Raum noch etwas hinterher und wir müssen hier wohl auf die Übersetzungen der Standardwerke warten. Gerade Bücher wie ‚The Paleo Solution’ oder ‚It starts with food’ sind wirkliche Augenöffner in Bezug auf das, was man uns die letzten 20 – 30 Jahre als „gesunde Ernährung“ verkauft hat. Die Hinweise verdichten sich, dass Vieles umgeschrieben oder gar neu geschrieben werden muss und dass wir vielleicht die ‚Laborraten’ im größten (bezahlten?) Ernährungsexperiment der Geschichte der Menschheit waren/sind. Man denke da z.B. an die altbekannte Essenspyramide, bei der Getreide und Getreideprodukte die Basis bilden. Nach Jahren der Gültigkeit wurde die Essenspyramide mittlerweile ja stark angepasst, wenn auch im Sinne der Befürworter von Paleo noch viel zu viel Getreide dabei ist. Gerade auch diese Essenspyramide scheint uns in den letzten Jahren immer mehr Kilos und vermutlich auch Schmerzen bereitet zu haben.
Das Wichtigste bei der Paleo – Ernährung, besonders für Menschen mit Autoimmunkrankheiten, ist:
Getreide kann die Darmwände angreifen und durchlöchern, so dass es zum sogenannten Leckdarm-Syndrom (englisch: leaky gut syundrom) kommen kann. Dies wiederrum kann dazu führen, dass Substanzen in den Blutkreislauf gelangen, die definitiv nicht dorthin gelangen sollten. Laut Paleo-Wissenschaftlern der Anfang für Autoimmunkrankheiten.
Daher:
- Verzicht auf alles, was aus Getreide hergestellt wird, ganz besonders wenn man an Autoimmunkrankheiten wie Kolitis, Reizdarmsyndrom, MS etc leidet;
- idealerweise auch Verzicht auf Milch und Milchprodukte (dies kann auch bei einem Blähbauch helfen);
- an Autoimmunkrankheiten Leidende sollten auch auf Nachtschattengewächse verzichten, darunter fallen u.a. Kartoffeln, Auberginen, Tomaten, Paprika und weitere Lebensmittel.
Man sieht, dass sich die Betroffenen der erwähnten Autoimmunkrankheiten durchaus einschränken müssen. Das heißt natürlich nicht, dass man deswegen nicht mehr lecker essen könne. Im Gegenzug: sollte die Ernährung tatsächlich positiv anschlagen, dann wäre es sicherlich den einen oder anderen anfänglichen ‚Verzicht’ wert, je nachdem, wie groß das Leiden und die durch die Ernährungsumstellung mögliche Verbesserung ist.
Gibt es Beispiele für Heilung?
In der Theorie hört sich natürlich alles oftmals sehr schön an. Aber was sagt die Praxis dazu?
Hier ein paar Artikel (leider wieder fast alles englisch) zu Beispielen von Menschen, die ihre Autoimmunkrankheiten erfolgreich durch etwas so natürliches wie Ernährung bekämpfen, statt mit Medikamenten. Wer suchet, der findet; insofern gibt es davon natürlich sicherlich noch mehr zu finden.
Kolitis
- http://global-conversation.blogspot.de/
- Robb Wolf (Robb Wolf war mit 28 Jahren selber von Ulcerativer Kolitis betroffen)
- Robb Wolf (Bericht 1) & Bericht 2
Morbus Crohn
- Paleohacks
- Crohn’s Forum
Multiple Sklerose
- Biomedizin-Blog
- Paleodiet.com
Tolle Heilungsgeschichte von Dr. Terry Wahls (nachfolgendes Video, englisch)
Für einen Austausch mit Betroffenen eignet sich auch die deutschsprachige Paleo-Gruppe auf facebook. Ich weiß mit Sicherheit, dass es dort Leute mit Multiple Sklerose, Colitis Ulcerosa, Hashimoto-Thyreoditis und Reizdarm-Syndrom gibt, evtl. auch mit Morbus Crohn etc. Die Gruppenmitglieder sind sehr, sehr aufgeschlossen und diskussionsfreudig. Man muss also keine Bedenken haben, dass man ‚komisch angemacht’ wird, wenn man das Thema Paleo zur Sprache bringt.
Das 30 Tage Experiment
Ok, Erfolgsgeschichten schön und gut. Aber ist Paleo wirklich vielleicht die Lösung schlechthin für all diese Autoimmunkrankheiten? Kann man mit der Paleo – Ernährung, also dem Weglassen bestimmter Lebensmittel, tatsächlich erreichen, was mit Medikamenten nicht möglich ist, also im Idealfall das komplette Ausreißen der Wurzel des Übels statt nur dem Bekämpfen der Symptome?
Nun, eine Verallgemeinerung wäre vermutlich nicht korrekt, trotz der Erfolgsgeschichten. Hier wird der betroffene und interessierte Leser nicht umhinkommen, Paleo selber auszuprobieren. Robb Wolf wie auch die meisten Freunde von Paleo sagen, eine Zeit von 30 Tagen sei ausreichend, um ein entsprechendes Fazit ziehen zu können. Im Falle der Betroffenen der besagten Autoimmunkrankheiten muss man sich aber an die strenge Variante der Paleo-Ernährung halten, statt lediglich der ‚normalen’ (siehe oben: keine Milch/Milchprodukte, keine Nachtschattengewächse etc).
Bei diesen strengen 30 Tagen spricht man vom sogenannten „Whole30“. Einen guten Einstieg in das Whole30-Programm, auf Deutsch, findet Ihr im frei zugänglichen PaleoWiki; dieses PaleoWiki ist übrigens eine generell sehr empfehlenswerte Plattform, um sich weiter über Paleo zu informieren.
Auch hier sei den mit dem Englischen gut vertrauten Lesern noch einmal das Buch „It starts with food“ empfohlen, da es dort auch auf das Whole30 hinausläuft und man viele nützliche Tipps (Einkaufsliste etc) mit an die Hand bekommt. Viel davon gibt es aber auch gratis (jawohl, gratis, wie in: kostenlos) auf der Webseite der Buchautoren (wieder in Englisch), wie zum Beispiel den ‚Quick Start Guide’ oder die ‚Shopping List’.
Das Whole30-Experiment kann übrigens auch interessant sein für Menschen, die an einem konstanten Blähbauch leiden. Ich habe diesbezüglich selber sehr interessante Erfahrungen gemacht und weiß nun, dass ich mit Milch und auch Milchprodukten sehr vorsichtig umgehen sollte. „Aaaaaber, das Caaalcium, wo bekommst Du denn dann dein Caaaalcium her??“ Die Kurzversion meiner Antwort: Calcium kann man auch aus anderen Lebensmitteln erlangen. Davon abgesehen, kommt es mir – rein gedanklich – irgendwie unlogisch vor, dass der Mensch die einzige Spezies zu sein scheint, die nach dem Säuglingsalter noch Milch trinkt; und dann auch noch von einer völlig anderen Spezies…!
So viel zum Thema Autoimmunkrankheiten wie Kolitis, Reizdarmsyndrom, Multiple Sklerose etc durch Ernährung bekämpfen, statt (ausschließlich) mit Medikamenten.
Begleiten Sie mich nun im nächsten Teil auf das stille Örtchen… :)
III) Wie der moderne Mensch die Notdurft verlernte
Jetzt werden Sie sich vielleicht fragen, was das denn jetzt mit dem Thema zu tun hat. Nun, Sie werden sehen, dass es vielleicht mehr damit zu tun hat oder zumindest zu tun haben kann, als Viele das vermutet hätten – zumindest für die, die an Kolitis und einem Reizdarm leiden.
Fortschritt ist so eine Sache: Vieles, was uns letztlich alltägliche Arbeiten im Leben leichter macht, hat auch eine Kehrseite. Man denke da an das Auto: auf der einen Seite ein Segen, auf der anderen Seite hat es auch dazu beigetragen, dass sich der Mensch viel weniger bewegt als in den Zeiten vor dem Auto – mit den entsprechenden Konsequenzen. Ähnlich verhält es sich vermutlich auch mit der modernen Toilette.
Ja, die Toilette ist eine Erfindung der Neuzeit und vor der heutzutage üblichen Sitzschüssel hatte man in der Regel ein Loch im Boden, oder ohne Loch und nur mit Boden. Wenn man sich die Menschheitsgeschichte mal unter diesem Aspekt ansieht und die komplette Menschheitsgeschichte als einen einzigen Tag betrachten würde, dann kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass die moderne Toilette im Bezug auf die Menschheitsgeschichte gerade mal weniger als eine Minute existiert, eher Sekunden. Es verhält sich mit der Toilette also ähnlich wie mit der Paleo-Diät, bei der man ja ebenso sagen kann, dass der Mensch sich über 2 Millionen von Jahren in einer bestimmten Art und Weise ernährt hat; und Getreide und Milch stehen somit auch erst seit kurzem auf dem Speiseplan, zumindest im Bezug auf die vorausgegangenen 2 Millionen Jahre. Genauer gesagt: Getreide nimmt der Mensch in größerer Menge und regelmäßig erst seit ca. 10,000 Jahre mit Beginn des Ackerbaus und der Viehzucht zu sich. Eine kurze Zeitspanne im Vergleich zu den Jahren vorher, nicht war?
Auf Seiten wie ‚Darmhilfe‚ findet man hierzu sehr interessante Informationen, die sich lohnen, dass man einen Blick darauf wirft. Patienten von Kolitis und Morbus Crohn (und wohl auch Reizdarm) sollten vielleicht einmal einen Blick auf die an sie adressierte Unterseite werfen.
Interessanterweise sollen laut dieser Seite auch im Altertum, also zu Zeiten der alten Griechen und Römer, die Menschen Ihre Notdurft nicht im Sitzen verbracht haben, auch wenn die damaligen Toiletten, wenn man mit unseren modernen Augen urteilt, darauf schließen lassen würden.
Das Problem der modernen Sitzhaltung ist, dass ich der Darm oftmals nicht komplett entleert. Das führt dazu, dass Exkrementreste im Darm bleiben, die eigentlich nicht im Darm bleiben sollten. Das wiederum kann wohl zu entsprechenden Problemen führen, u.a. auch den Ausschlag für Symptome von Kolitis oder Morbus Crohn geben. Weitere Informationen und eine Veranschaulichung finden Sie hier.
Besagte Probleme sind in westlichen Zivilisationen gerade zu der Zeit verstärkt ausgebreitet, mit der auch die moderne Sitztoilette und die damit einhergehende ‘moderne Sitzposition’ aufkam (Kirsner, Joseph: “Historical origins of current IBD concepts, in: World Journal of Gastroenterology, 2001”; April 7 (2): 175 ff.; oder: Singer C., et al.: “A History of Technology, Vol.IV: The Industrial Revolution”, 1750-1850, Seiten 507f., 1958).
Es scheint also plausible Gründe für den natürlichen Hocksitz zu geben.
Back to the Roots: Stuhlgang wie anno dazumal?

Der Hocksitz
Ok, nun stellt sich noch die Frage: wie soll man an das Ganze denn dann jetzt herangehen? Das ist in der Tat eine sehr berechtigte Frage, denn wir haben nun mal die Sitztoiletten.
Eine Lösung bietet z.B. die Firma Nature’s Platform (US). Interessant, nicht wahr? :)
Oder dann doch eher lächerlich? Mag sein, dass es ungewohnt ist und ‚fremd’ vorkommt. Sollte einen das abhalten, so etwas im Sinne der eigenen Darmgesundheit auszuprobieren? Das müssen Sie selber entscheiden. Interessant ist auf jeden, dass auf der US-Webseite des Herstellers wegen der großen Nachfrage gerade keine neuen Bestellungen angenommen werden (Stand Ende Sept. 2012).
Was man machen kann, und ich spreche hier aus Erfahrung, weil ich es der Neugierde halber selber ausprobiert habe, ist: Toilettendeckel und –brille hoch, auf den Toilettenrand steigen, sich in den natürlichen Hocksitz zu begeben und den Dingen seinen freien Lauf lassen. Es empfiehlt sich, dies v.a. zu Hause auszuprobieren, wo man sich der unteren Kleider entledigen kann. Das macht das Ganze enorm einfacher ;)
Aus persönlicher Erfahrung kann ich nach mehreren Wochen bestätigen, dass das Gefühl der kompletten Entleerung um einiges besser ist, als im herkömmlichen Sitzen. Auch ist man i.d.R. viel schneller fertig. Meines Erachtens ist es auf alle Fälle ein paar Versuche wert, umso mehr, wenn es letztlich tatsächlich jemandem mit Kolitis oder Morbus Crohn helfen kann, die Beschwerden zu lindern. Aber auch zum Vorbeugen dieser oder ähnlicher Krankheiten sollte es durchaus in Betracht gezogen werden.
Wer sich letztlich davon überzeugen kann, dem Ruf der Natur wie eh und je zu folgen, der kann ja vielleicht in der Tat in eine solche Plattform wie von Nature’s Platform investieren oder sich beim Schreiner in der Nähe etwas basteln lassen. Man muss ja nicht spezifisch darauf eingehen, wofür es letztlich gebraucht wird :)
IV) Fazit
Ich hoffe, ich konnte mit diesem Artikel zu den zwei zentralen Themen
nicht nur zwei ungewöhnliche sondern letztlich auch interessante und hilfreiche Denkanstöße geben.
Natürlich muss ich aus rein rechtlicher Hinsicht darauf hinweisen, dass dieser Artikel nicht den Anspruch erhebt, einen Besuch beim Arzt zu ersetzen. Der Artikel ist ‚lediglich’ eine Zusammenfassung eines unter Umständen vielversprechenden Ansatzes, der aber, genauso wenig wie Arzneimittel, nicht zum Erfolg führen muss, jedoch kann. Es geht mir in erster Linie darum, die Betroffenen der in diesem Artikel erwähnten Autoimmunkrankheiten auf einen potentiellen Heilungsansatz hinzuweisen und den Horizont zu erweitern. Seien Sie auf jeden Fall ‚vorgewarnt’: wenn Sie Interesse an dieser Vorgehensweise gefunden haben und Ihren Arzt um Rat fragen, erwarten Sie nicht unbedingt Zustimmung. Hinterfragen Sie in diesem Fall auch genau die Beweggründe Ihres Arztes für die Ablehnung dieses Ansatzes. Ist seine/ihre Entscheidung basierend auf der gängigen Lehre? Was spricht gegen ein kleines und kontrolliertes 30 Tage Experiment?
Für den interessierten, aber auch weniger interessierten Leser, der sich die Zeit genommen hat, diesen Artikel zu lesen, stellt sich nun vielleicht folgende Frage:
Was habe ich zu verlieren?
Oder anders und vielleicht besser ausgedrückt:
Was wäre wenn? Was wäre, wenn dieser Ansatz wirklich meine Leiden lindern oder gar beheben könnte? Wie viel hätte ich dann gewonnen, und das Alles durch den Verzicht auf ein paar Lebensmittel?
Suchen Sie doch an dieser Stelle ein paar themenrelevante Foren im Internet, mit der gezielten Suche nach Menschen, die damit schon Erfahrungen gemacht haben. Auch hier gilt: erwarten Sie nicht, dass Alle zustimmen und hinterfragen Sie sowohl positive wie auch negative Reaktionen.
Hallo. Ich stehe wegen Entzündung und narbiger Stenose kurz vor einer Entfernung der ileozökalen Klappe. Kann ich irgendetwas tun, damit das Milieu halbwegs im Gleichgewicht bleibt?