Einer jahrzehntelang bestehenden Annahme nach sollte der oft erwähnte Wohlstandsbauch durch zu viel „Fettlebe“ entstehen. Doch die Wampe, die man nach dem Zug durch’s moderne Schlaraffenland mit sich herumschleppt, ist nur selten auf zu hohen Konsum von fetten Lebensmitteln wie Butter, Sahnesauce, Käse oder Teewurst zurückzuführen. Neuen Erkenntnissen zufolge sind vielmehr die Kohlenhydrate Schuld.
Warum essen wir heutzutage mehr Kohlenhydrate?
Unsere Ernährung hat sich in den letzten hundert Jahren sehr gewandelt. Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Menschen das verzehrten, was sie sammeln konnten oder anbauten: frische Gemüse und einheimische Obstsorten, viele Kartoffeln, verschiedene Getreide. Diese wurden beim Müller gemahlen und man machte Brot daraus. Sicherlich können/konnten sich unsere Großeltern noch daran erinnern.
Leckereien wie Honig, Süßkartoffeln, Zuckerrohr oder süße Beeren kamen eher selten auf den Speiseplan. Fleisch wurde ebenfalls nur vergleichsweise selten gegessen – meist mangels eigenem Vieh. Hatte man welches, benötigte man die Milch der Kühe und die Hühner für das Eierlegen. Nur hin und wieder konnte man sich leisten, ein Tier zu schlachten. Später wurden die Regale mit frischer Kost immer kleiner und die mit sogenannten „Convenience-Produkten“ und Süßigkeiten immer größer. Immer mehr Menschen zogen in die Städte. Statt frischer Stampfkartoffeln kam immer öfter Pizza aus der Kühltruhe auf den Tisch.
Weißzucker und Weißmehl, die modernen Killer
Auch unsere restlichen Ernährungsgewohnheiten änderten sich gravierend. Statt Vollkornbrot kam nun immer öfter Weißbrot aus fein ausgemahlenem Mehl auf den Tisch. Ohne jegliche Ballaststoffe, von denen der Verdauungstrakt das Mehl erst hätte mühsam befreien müssen, gingen die isolierten Kohlenhydrate nun direkt ins Blut über.
Zuvor musste man sein Brot gut kauen und der Organismus musste länger arbeiten, bevor er die enthaltenen Kohlenhydrate verwerten konnte. Der Zuckerspiegel im Blut stieg früher langsam und stetig an, statt schockartig. Jetzt wird er förmlich mit schnell verwertbaren Kohlenhydraten geflutet.
Die Supermarktregale füllten sich mit Weißmehlkuchen, weißem Kochbeutelreis, gezuckerten Keksen, Schokoladen-Riegeln, Weingummi, ausländischen Zuckerbrausen und sogenannten Sport- und Energygetränken. Die Zuckerindustrie erkannte ihre Chance auf Millionenumsätze bereits früh. Sie sorgte systematisch dafür, dass immer mehr Produkte mit Zucker versetzt wurden. Der Mensch bevorzugt nun einmal Süßes.
Doch die Kohlenhydrat-Front wurde noch viel breiter. Mit dem Weißzucker kam das Weißmehl, ebenfalls eine Kohlenhydrat-Bombe. Beide traten immer öfter als Paar auf, um uns zu verführen. Fladenbrot mit Dönerfleisch, Pizza mit Salami, Kuchen mit Vanillecreme – wo man hinsieht, lauert mindestens eines von beiden. Pasta aus Weißmehl und weißer Reis übernehmen gegebenenfalls die schnelle Kohlenhydratversorgung. In den USA feiert das Weißmehl in Form von wabbeligen Hamburgerbrötchen einen Triumph über alle anderen Nahrungsmittel. Dr. med. William Davis beschreibt in seinem Buch „Weizenwampe: Warum Weizen dick und krank macht“ (Link führt zu Amazon, wo es Leserstimmen etc dazu gibt) eindrucksvoll die Folgen des überhöhten Kohlenhydrat-Konsums.
Bierbäuche und Weizenwampen
Grundlage der zunehmenden Bauchbildung ist der Umstand, dass unsere Getreidezüchtungen, insbesondere der Weizen, heutzutage bis zu sechsmal mehr Stärke enthalten als früher. Stärke wird, wenn sie im Organismus aufgeschlossen wird, zu Zuckermolekülen verwandelt. Sie sind wichtige Energieträger, ebenso wie das Fett.
Doch einen wahren Tsunami aus Zuckermolekülen kann der Körper nicht verarbeiten. Er lagert die Kohlenhydrat-Fluten als Fettpolster für Notzeiten an Hüfte, Beinen und bevorzugt in der Bauchregion ab. Der berühmte Bierbauch ist ein Paradebeispiel dafür. Die Kalorien, die den Bierbauch verursachen, entstammen ebenfalls aus Getreide. Es ist in verflüssigter Form noch leichter aufzunehmen als sonst. Man spricht unter Biertrinkern nicht umsonst (mehr oder weniger) scherzhaft von „Flüssignahrung“.
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Wohlstandsbauch ade?!
Wir registrieren bereits jetzt, dass unsere Kinder und Enkel kaum noch kochen können. Warum auch, wo es doch Brötchentheken, süße Snacks, Pizzerien und Dönerbuden gibt? Mit Cola, Pommes und Tiefkühl-Pizza wird man auch satt. Hauptsache, es schmeckt. Welchen Nährwert es hat, ist Vielen egal. Andererseits ist diese Thematik oder die Tragweiter der Thematik Vielen einfach auch gar nicht bewusst.
Dass Jugendliche immer dicker werden, hat Gründe. Muttis an sich leckeres Kohlrabigericht bleibt stehen, weil die Kiddies bereits vorher bei McDonald oder an der Dönerbude eingekehrt sind (zugegeben: auch viele junge Eltern in den 30ern und 40ern können leider nicht kochen…). Zwanzig oder dreißig Jahre später sind diese Kiddies dann dickliche Frauen, die eine Diät nach der anderen machen, oder Männer mit Wohlstands- und Bierwampen, auf die sie im schlimmsten Falle sogar auch mit einem leichten Anflug von Stolz hinunterblicken, oder gar ein T-Shirt tragen, auf dem steht: „Bier formte diesen wunderschönen Körper“.
Der massive Kohlenhydrat-Konsum steuert viele von uns fern, ohne dass wir es wissen. Unsere Vorliebe für Pasta und Pizza, Süßes und gezuckerte Flüssignahrung sorgt dafür, dass wir vier- bis sechsmal mehr Kohlenhydrat-Input erzeugt als unsere Körper verkraften.
Die Liste unserer Krankheiten wird beachtlich sein. Mit Wohlstand hat das nichts mehr zu tun, und ist genaugenommen sogar ein enormer Rückschritt in der Entwicklung des Menschen. Sollten wir hier nicht Fortschritt erwarten? Der größte Luxus ist eine langjährig intakte Gesundheit, doch diese Gesundheit zu erhalten ist mit der heutigen, gängigen Ernährung nicht möglich. Als Pasta- und Zuckerjunkies kann man darauf nicht mehr bauen, denn mit Diäten ist nichts getan. Der Jojo-Effekt und die Zucker- bzw. Kohlenhydratsucht holen jeden ein.
Nur eine radikale, wohlüberlegte Ernährungsumstellung würde etwas nützen. Die Frage ist nur: Wer kennt ‚die Wahheit’?
Wie seht Ihr die Entwicklung der Nahrungsindustrie und unserer Ernährung? Ist dieser Artikel überspitzt, oder sogar eher noch untertrieben? Teilt Eure Gedanken gerne in der Kommentarfunktion unten.
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Foto von Tobyotter
Seit ca 5 Wochen versuche ich für die Familie kohlyhydratärmer zu kochen bzw. zu essen. Es klappt tatsächlich. Ich bzw. wir nehmen ab, allerdings langsam aber stetig. Allerdings genehmigen wir uns auch ab und zu etwas Süßes, aber möglichst Vollkornprodukte und viel Obst und Gemüse. Dies besonders statt den Wurst- und Käsestullen am Abend.