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Welche Auswirkung hat Übergewicht auf die Fruchtbarkeit?

Fruchtbarkeit/Schwangerschaft & Übergewicht | kohlenhydrate-tabellen.com

Nicht wenige meiner zahlreichen Webseitenbesucher und Newsletter-Abonnenten beschäftigt das Thema Abnehmen & Low Carb auch deshalb, weil sie einen Kinderwunsch haben. Welche Auswirkungen Übergewicht auf die ersehnte Schwangerschaft haben kann, erläutere ich in diesem Beitrag. 

Bitte beachte: Dieser Beitrag stellt in keiner Weise einen ärztlichen Ratschlag dar. Zweck dieses Beitrags ist nicht, den Besuch eines Arztes oder die Behandlung durch einen Arzt zu ersetzen. Dieser Beitrag soll lediglich generell, unverbindlich aber nicht abschließend über die Studienlage informieren.

Auswirkungen von Übergewicht auf die Fertilität

Bewiesen ist, dass viele Frauen trotz erheblichem Körpergewicht Mutter geworden sind. Vom Grundsatz her kann eine Frau also auch mit Übergewicht oder gar Adipositas schwanger werden. Insofern: keine Panik.

Trotzdem gibt es zahlreiche wissenschaftliche Belege dafür, dass die Fruchtbarkeit durch starkes Übergewicht verringert wird. Dies gilt übrigens für beide Geschlechter. Mit steigendem Alter verschlechtern sich die Chancen auf eine natürliche Schwangerschaft bekanntermaßen weiter.

Zum einen sind hormonelle Auswirkungen durch zu hohes Körpergewicht zu erwarten.

Vor allem ein hoher Insulin- und ein hoher Östrogenspiegel haben Auswirkungen auf den Eisprung und die Follikelreifung (Follikel = die Hülle der reifenden Eizelle im Eierstock). Überschüssiges Fettgewebe – vor allem das am Bauch – speichert nicht nur Östrogen.

Bauchfett, auch bekannt als Viszeralfett. übernimmt im Körper übergewichtiger Menschen selbst eine organähnliche Funktion (siehe dazu auch meinen separaten Beitrag zum metabolischen Syndrom). Durch diese können sich Androgene in Östrogen verwandeln. Das führt bei beiden Geschlechtern zu einem erhöhten Östrogenspiegel, der wiederum weitere hormonelle Effekte verursacht.

Auch ein hoher Insulinspiegel hat Einfluss auf die Reifung der befruchtungsfähigen Eizelle. Die weiblichen Eierstöcke produzieren dadurch mehr Testosteron. Das Testosteron beeinflusst die Follikelreifung negativ. Die Chancen, bei erhöhtem Körpergewicht schwanger zu werden, sinken.

Im Übrigen beeinflusst ein hohes Körpergewicht zahlreiche Prozesse im inneren des Körpers, die für die weibliche Fruchtbarkeit elementar sind.

Die Palette der Störungen reicht von unregelmäßigen Monatsblutungen bis hin zu polyzystischen Ovarien. Durch diese Störungen wird die Wahrscheinlichkeit, auf natürlichem Wege schwanger zu werden, erheblich reduziert.

Fruchtbarkeit ist von vielen Parametern abhängig. Erkennt der Organismus, dass nicht alle Parameter stimmig sind, kann eine Befruchtung verhindert werden oder der Körper sorgt anderweitig dafür, dass das schon befruchtete Ei entsorgt wird.

Probleme nach der Geburt

Zu den aufgezählten Problemfeldern addieren sich die möglichen Probleme, die erhebliches Übergewicht rund um die Geburt mit sich bringen kann:

  • Übergewichtige Frauen haben durchschnittlich höhere Abortraten.
  • Sie erleiden eher eine Schwangerschaftsvergiftung (Eklampsie) oder eine Embolie nach einer Thrombose.
  • Übergewichtige Gebärende erleiden durchschnittlich häufiger Frühgeburten.
  • Sie erleben häufiger, dass Ihr Neugeborenes an frühem Kindstod verstirbt.
  • Die Entbindung verläuft bei übergewichtigen Frauen seltener komplikationslos.

Der übergewichtige Mann hat mit anderen Problemen zu kämpfen, bevor er Vater werden kann.

  • Bei ihm ist der Testosteronspiegel abgesenkt. Hohes Körpergewicht führt auch deswegen zur sichtbaren Verweiblichung des Körpers.
  • Übergewichtige Männer erleben öfter eine erektile Dysfunktion. Ihre Spermien erneuern sich langsamer.

Da nicht selten beide Ehepartner (erhebliches) Übergewicht haben, summieren sich die gewichtsbedingten Fertilitätsstörungen noch.

künstliche Befruchtung bei Übergewicht?

Überhöhtes Körpergewicht kann auch bei einer Hormonbehandlung problematisch sein und führt seltener zum Erfolg.

Ein hoher Body-Mass-Index (kurz: BMI) jenseits der 30 verringert die Chancen, durch standardisierte Hormonbehandlungen, ein Kind zu zeugen. Selbst bei jüngeren übergewichtigen Frauen ist die Fruchtbarkeitsrate niedriger und die Embryo-Qualität geringer. Das Risiko einer Fehlgeburt ist dafür höher.

Durch konsequenten Gewichtsabbau – beispielsweise durch eine vernünftige Form von Low Carb – kann der Menstruationszyklus normalisiert werden. Dadurch steigen die Chancen einer normalen Empfängnis. Das Gewicht sollte vor allem bei Adipositas mit ärztlicher Begleitung abgebaut werden.

Vorsicht! Sogenannte ‚Crash Diäten‘ (strikter Verzicht auf so gut wie alles und monotone Ernährung mit sehr wenigen Lebensmitteln) sind letztlich weitere Störfaktoren für eine Schwangerschaft. Sie führen zudem oftmals zu noch mehr Übergewicht (also der Jojo-Effekt nach einer sinnlosen Crash Diät).

Eine Langzeit-Literaturstudie (Pandey et al. 2010) von Studienergebnissen zum Thema ergab, dass zahlreiche Prozesse im Organismus durch stark erhöhtes Körpergewicht verändert werden. Diese verhindern in der Summe eine Schwangerschaft. Nach Hormonbehandlungen ist die Geburtenrate niedriger als bei normalgewichtigen Frauen. Die künstliche Befruchtung stellt für Frauen mit starken Gewichtsproblemen noch die beste Möglichkeit dar, schwanger zu werden – vor allem, wenn die Spermaqualität des – möglicherweise ebenfalls übergewichtigen – Mannes nicht ausreicht.

Wie gewichtsbedingte Fruchtbarkeitsprobleme reduzieren?

Ein ausgewogenes Ernährungs- und Bewegungsprogramm kann übergewichtigen Frauen helfen, schwanger zu werden. Eine Low Carb Ernährung (reduzierte Menge an Kohlenhydraten), wäre eine Möglichkeit, das Körpergewicht zu reduzieren, aber nur, wenn es sich um eine sinnvolle Form von Low Carb ist (ja, es gibt auch eher wenig sinnvolle).

Low Carb Rezepte können helfen, das Gewicht zu reduzieren und die Fruchtbarkeitschancen zu verbessern. Eine Ernährung, die vergleichsweise wenig Kohlenhydrate (Vorsicht: nicht keine Kohlenhydrate!), aber vergleichsweise viele Proteine und vergleichsweise viele hochwertige Fette beinhaltet, kann ratsam sein. Sport ist dabei nicht zwingend notwendig, Bewegung hingegen schon, also z.B. zu Fuß gehen anstatt das Auto oder den Bus zu nehmen. Dies lernst Du übrigens in meinem kostenlosen Low Carb Crashkurs.

Die zum Thema vorliegenden Studien haben ergeben, dass bereits eine Gewichtsreduktion von 5-10 Prozent die Fruchtbarkeit verbessern kann. Bei einem Übergewicht von 20kg sind das gerade einmal 1-2 kg – eine gute Nachricht für hoffnungsvolle, zukünftige Eltern!

75%, also ganze vier von fünf Frauen, konnten nach einer Ernährungsumstellung – zum Beispiel mit wenigen Kohlenhydraten (also Low Carb) – ihren Menstruationszyklus normalisieren und die Chancen auf eine Empfängnis verbessern. Auch mehr Bewegung und eine langfristige Änderung des Lebensstils trugen dazu bei. Wichtig ist aber, eine langfristig angelegte Ernährungsumstellung einzuleiten, also nicht nur einer Crash Diät zu folgen.

Eine dauerhaft durchgehaltene Low Carb Ernährung mit vergleichsweise wenig Kohlenhydraten ist eher dazu geeignet, mangelnde Fruchtbarkeit zu beheben, als eine kurzfristige Diätmaßnahme. Der gestresste Organismus übergewichtiger Frauen muss erst diverse Prozesse normalisieren. Er benötigt daher länger, um schwanger zu werden.

Nach einer kurzfristig angesetzten Diät ist der erneute Gewichtszuwachs meist nur eine Frage der Zeit. Der anschließend eintretende Jojo-Effekt macht alle Bemühungen, die Fruchtbarkeit wieder herzustellen, zunichte.

Crash-Diäten und übertriebene Sportprogramme erbringen ebenfalls nicht die gewünschten Erfolge. Auch das legen die bisher vorliegenden Studienergebnisse nahe.

Eine Ernährung, die viele Proteine und wenig Kohlenhydrate enthält (plus bei sehr großem Übergewicht ein ärztlich überwachtes Bewegungsprogramm) können auch ohne die Risiken einer Hormonbehandlung zum Erfolg führen.

Zu bedauern ist allerdings, dass Paare, bei denen einer der Partner übergewichtig ist, oft mehrere Jahre verstreichen lassen, bevor sie sich mit dem Abnehmen und einer nachhaltigen, schlank haltenden Ernährung beschäftigen – oder mit medizinischer Hilfe, falls notwendig. Dadurch vergeht wertvolle Zeit. Mit steigendem Alter verschlechtern sich die Chancen, eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege zu erreichen und ein gesundes Kind zur Welt zu bringen.

Vielleicht interessiert Dich in diesem Zusammenhang auch meine Beiträge, welche Krankheiten für Übergewicht verantwortlich sein könnenwelche Medikamente Dich am abnehmen hindern und welche Ursachen für Übergewicht es geben kann.

Quellen für diesen Beitrag

http://www.kinderwunsch-uni-bonn.de/Fertilitaet-und-Uebergewicht.9150.0.html
Metwally M, Li TC, Ledger WL (2007) The impact of obesity on female reproductive function. Obes Rev 8(6):515–523. Epub 2007 Sep 14. ReviewPubMedCrossRefGoogle Scholar
Pandey S, Pandey S, Maheshwari A, Bhattacharya S (2010) The impact of female obesity on the outcome of fertility treatment. J Hum Reprod Sci 3(2):62–67PubMedCrossRefGoogle Scholar
AO Hammoud, N Wilde, M Gibson, A Parks, DT Carrell et alii: Male obesity and alteration in sperm parameters. Fertility and sterility, 2008
AO Hammoud, M Gibson, CM Peterson, AW Meikle et alii: Impact of male obesity on infertility: a critical review of the current literature. Fertility and sterility, 2008

Bildnachweis: pixabay Mitglied geralt, Nutzung gemäß CC0 Creative Commons

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