In diesem Gastbeitrag erläutert Präventologin Daniela Ferrer anhand des Beispiels Sandra, wie unsere Gedanken uns am Abnehmen hindern können.
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Abnehmen und Willenskraft
Woran liegt es, dass Maßnahmen zur Abnehmen häufig nur anfangs oder vorübergehend erfolgreich sind? Dass Menschen zu schnell wieder aufgeben, dass Sie sich fest vornehmen, für mindestens zwei Wochen keine Süßigkeiten zu essen und es schon am zweiten Tag wieder verwerfen? Es scheint, dass unser innerer Schweinehund einfach nicht belehrt werden will, dass das Teufelchen auf unserer Schulter immer lauter spricht als Engelchen.
Haben wir so wenig Willenskraft? Sind wir dazu verdammt, Opfer unserer Gelüste zu sein? Eigentlich wollen wir es doch: mehr Gemüse essen, mehr komplexe Kohlenhydrate, uns mehr bewegen.
Immer wieder nehmen wir es uns vor, und scheitern schon nach kurzer Zeit!
Sandra: eine Geschichte wie viele
Als Sandra zu mir kam, hatte sie bereits ein Jahr lang nach Ihrer Schwangerschaft, in der sie 30 Kilo zugenommen hatte, alles Erdenkliche versucht, um Gewicht zu verlieren. Sie hatte Ihre Ernährung auf kohlenhydratarme Mahlzeiten umgestellt, jegliches Verlangen nach süß oder fett unterbunden. Sie hat Alkohol und Fleisch völlig von der Speisekarte gestrichen. Sie hat sich Fitnessdrinks und Abnehm-Shakes gekauft und wie eine Besessene im Fitness-Studio trainiert. Sie lief mittlerweile 4-mal wöchentlich 60 Minuten durch den Wald und trainierte zusätzlich noch 3-mal wöchentlich in der Rudermannschaft für das nächste Drachenbootrennen.
Sie war mit Ihrem Gewicht und Ihrem Körper völlig unzufrieden.
Durch die Schwangerschaft hatte sie nicht nur massiv an Gewicht zugelegt, sondern hatte nun auch eine, in ihren Augen abscheuliche, Kaiserschnittnarbe am Bauch, Schwangerschaftsstreifen und sie fand ihren Körper schlicht und ergreifend abstoßend und hässlich. Sie hat Ihre Kaiserschnitt-Narbe kein einziges Mal berührt. Auch sonst vermied sie jeden Blick in den Spiegel abwärts des Gesichts, weigerte sich, Ihren Körper und Ihr Gewicht als ein Teil ihres Selbst anzunehmen. Nach der Frage der sexuellen Beziehung mit ihrem Mann, gab sie zu, nur sporadisch alle drei Wochen, am besten im Dunkeln, „es hinter sich zu bringen“. Vor mir saß eine verzweifelte Frau, die früher mit sich zufrieden war und nun sich selbst und Ihren Mann völlig ablehnte. Alles hatte sie in Ihren Augen versucht – ohne Erfolg. Schließlich erwägt sie mir gegenüber sogar eine nicht unbedenkliche Operation, um das überschüssige Bauchfett endlich wieder loswerden zu können.
Nach meiner Frage wie viel sie denn insgesamt abgenommen habe, sagt sie mir dass es 4 Kilo am Anfang waren und dann kein Gramm mehr.
Glaubenshaltungen und Überzeugungen als Hinderungsgrund beim Abnehmen
Wenn unser Wunsch Gewicht zu verlieren nicht eintritt, trotz aller Maßnahmen, dann steckt dahinter meist ein verborgener zweiter ‚Wunsch’, der mit Sicherheit gegen den ersten und mit viel größerer Kraft wirkt. Dieser zweite, gegenläufige Wunsch verkleidet sich oft in Form einer anderen Überzeugung oder eines Glaubenssatzes, der in unserem Unterbewussten aktiv ist. Sehr oft sind diese Überzeugungen und Glaubenshaltungen gar nicht unsere eigenen, sondern die unserer Eltern, Freunde, Lehrer usw. Es sind deren Meinungen über uns und die Welt, die wir ungefiltert aufgenommen haben. Nun halten wir sie für unsere eigenen Überzeugungen, für unsere eigene Wahrheit und bewerten uns auf die gleiche Weise, wie es unser Umfeld getan hat.
Auf diese Weise entstanden Glaubenssätze wie: „ich bin fett“, „ich werde immer dick bleiben“, „ich bin nicht gut genug“, „ich bin nicht schön genug“, „keiner liebt mich“, „mein Körper ist abstoßend“, „ich verdiene es nicht schlank zu sein“ usw. Diese versteckten Glaubenshaltungen liegen über unserem eigentlichen Wunsch, Gewicht zu verlieren und boykottieren permanent unseren Versuch abzunehmen. Wenn unser Unterbewusstsein ständig zu uns sagt: „du nimmst sowieso nicht ab, du bist sowieso fett, du verdienst es nicht schlank zu sein“, dann schaffen wir es nicht, an der Sahnetorte vorbeizugehen oder den sonstigen kulinarischen Genüssen zu widerstehen. Aber selbst wenn wir es wie Sandra machen, sorgt unser Eigenbild in unserem Unterbewusstsein dafür, dass wir es auch so belassen.
Mit Hilfe von kinesiologischen Muskeltests können diese Glaubenssätze gefunden werden. Alle Erfahrungen und Erinnerungen, die wir im Laufe unseres Lebens machen, sitzen in unserem Unterbewusstsein und damit auch in unserer Muskulatur. Man könnte auch sagen, unsere Muskulatur funktioniert wie ein Lügendetektor. Hinter allen uns hindernden Überzeugungen steckt meist ein Konflikt oder eine ungelöste seelische Verletzung. Diese können einen erheblichen Einfluss auf die Entstehung von Krankheiten, psychischen Störungen haben oder uns eben daran hindern, ein freier und glücklicher Mensch zu sein.
Ein gut geschulter Kinesiologe kann mit viel Einfühlungsvermögen und gezielter Fragen herausfinden, was uns Stress macht. Ein schwacher Muskel zeigt, dass man einem solchen Konflikt auf der Spur ist. Finden sich einschränkende Glaubenssätze und ersetzen wir sie durch freimachende Glaubenssätze, so kann der Mensch mit seinen natürlichen Fähigkeiten wieder in Kontakt treten. Sein Selbstbild verändert sich gemäß seiner bewussten Vorstellung. Er entwickelt mehr Selbstwert und Selbstbewusstsein, was maßgeblich dessen gesamtes Leben und die Lebensqualität positiv beeinflusst.
Was wurde aus Sandra?
Ich habe bei ihr einige negative Überzeugungen gefunden, zurückliegende ungelöste Konflikte aufgedeckt und gelöst. Sie fühlte sich gleich nach der ersten Sitzung „irgendwie erleichtert“. Schon nach zwei Tagen berichtete sie mir, dass sie wieder in den Spiegel sehen konnte, ohne das Gefühl zu haben, angewidert zu sein. Dann hörte ich vier Wochen lang nichts von ihr. Schließlich rief sie mich an und berichtete ganz stolz, dass sie den vergangenen vier Wochen 6 Kilo abgenommen hatte. Weitere zwei Wochen später hatte sie erneut 2 Kilo abgenommen und war überglücklich, dass ihr wieder die Jeans von vorletztem Jahr passen würde.
Allein die befreienden Glaubenssätze: „ich bin wichtig“ – „ich bin schön und liebenswert“ und „ich verdiene es schlank zu sein“ hatten bei ihr offenbar eine Art Schalter umgelegt und Abnehmen war ihr jetzt scheinbar mühelos möglich.
Was können wir aus der Geschichte von Sandra lernen?
Wir sollten hin und wieder die eigene Meinung über uns selbst hinterfragen. Stecken tief in unserem Unterbewusstsein negative Meinungen oder Bilder von uns selbst, lehnen wir uns insgeheim ab und sehen wir uns selbst als unansehnlich und dick? Wenn das so ist, dann erhalten wir das, was wir eigentlich nicht wollen. Finden wir dagegen neue positive Überzeugungen und können wir diese auch in unser tiefstes „Selbst“ integrieren, dann lassen wir alle Begrenzungen los und können zu einem befreiten und glücklichen Menschen reifen. Manchmal gibt uns aber auch unser Unterbewusstsein diese negativen Überzeugungen nicht preis, weil sie vielleicht eine seelische Verletzung überdecken. Dorthin zu sehen erfordert auch Mut, denn womöglich kommen wieder alte schmerzhafte Erinnerungen hoch, die mit den versteckten Glaubenshaltungen zu tun haben. Finden wir den Zugang nicht, so kann auch ein erfahrener Begleiter/Therapeut hilfreich sein. Schaffen wir es aber, sie aufzudecken und durch positive Überzeugungen zu ersetzen, haben wir die Chance alles zu erreichen.
So liegen die wahren Grenzen nur im eigenen Kopf, im eigenen Unterbewusstsein. Finde Sie und werde der Mensch, der du sein willst!
Welche Erfahrungen haben Sie mit eigenen oder von aussen eingeflößten Glaubenssätzen gemacht und wie gehen Sie damit um? Für Kommentare und Fragen an Daniele Ferrer verwenden Sie gerne das Kommentarfeld unterhalb des Artikels.
Daniela Ferrer verfügt über umfangreiche Berufserfahrung und ein breites Fachwissen zum Thema Gesundheit und Prävention, welches Sie in Ihrem Studium zur Präventologin und in ihrer Tätigkeit als Krankenschwester erworben hat. Sie unterstützt ihre Klienten, die innere Balance wieder zu finden, vorhandene Ressourcen zu aktivieren und neue Stärken zu entdecken. Bei ihrer Arbeit konzentriert sie sich auf die Aufarbeitung von Gefühlen und das Aufspüren von blockierenden Glaubenssätzen und Verhaltensweisen. Dabei ist sie einfühlsam und hilft ihren Klienten die eigentlich Auslöser für Überlastung und Burnout zu finden und so die Balance zwischen Belastung und Erholung wieder herzustellen. Die Bereitschaft ihrer Klienten zur Veränderung ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Beratung.
Schwerpunkte: Stress- und Burnout-Prävention, Aufarbeitung und Stabilisierung; Negative, blockierende Glaubenssätze aufdecken, lösen und neue positive, stärkende Glaubenssätze finden und festigen; Ernährungsberatung und Hilfe beim Abnehmen. Mehr Informationen finden Sie auf Daniela Ferrers Webseite.