Es gibt Pläne von Regierungsberatern der deutschen Bundesregierung für einen Preisaufschlag für Fleisch, Eier und Käse. Ich nehme einmal an, dass der Sinn dahinter nicht in erster Linie eine neue Einnahmensquelle für den Staat ist, sondern tatsächlich bessere Lebensbedingungen für die Tiere.
Ohne den entsprechenden Entwurf genau zu kennen, will ich also einmal annehmen, dass es sich in der Tat um eine Steuer handelt, bei der es um das Wohl des Tieres geht. Und zu guter Letzt nehme ich an, dass es dann auch um den Konsumenten geht, der dann hoffentlich tierische Produkte mit einem besseren Gewissen kaufen und verzehren kann. (Und vielleicht geht es auch noch um Umweltschutz, weil mit weniger Viehzucht weniger Umweltbelastung erzeugt wird.)
Wie ich in einem Beitrag zum Thema Tierhaltung und Ernährung schon einmal geschrieben habe, bin ich persönlich durchaus dafür, dass wir den Nutztieren einen größeren Respekt erweisen sollten. Es ist für mich im Endeffekt ein Ausdruck von Zivilisation, dass Tiere nicht unsäglich leiden müssen, nur damit sie letztlich bei uns am Teller landen. Schon im eigenen Interesse muss das relevant für uns Menschen sein. Denn wie gesund kann der Konsum von Fleisch sein, das von einem Tier stammt, das eigentlich nur gelitten hat und eventuell auch krank war bzw. ständig mit Medikamenten vollgepumpt wurde…?
Ernährung muss für uns mehr als Bedürfnisbefriedigung sein, also die Befriedigung des Hungergefühls. Ernährung dient dazu, dem Körper das zu geben, was er braucht, um in der gegebenen Situation so gut wie möglich funktionieren zu können. Macht es da nicht Sinn, darauf zu achten, dass unsere Ernährung so hochwertig wie möglich ist?
Dass höhere Kosten für diese genannten Lebensmittel nicht jedem passen dürften, ist klar. Dann schließlich muss manch einer jeden Cent zwei Mal umdrehen, um sich Lebensmittel kaufen zu können. Es steht mir nicht zu, das zu beurteilen – auch wenn ich meine, dass bei einer höheren Wertschätzung von Nahrung so mancher auch die paar Euro mehr pro Monat an einer anderen, nicht ganz so wichtigen Stelle abzwacken kann.
Es ist ja auch nicht abwegig anzunehmen, dass eine hochwertigere Ernährung im Endeffekt dann zu weniger Bedarf an Nahrung führt – z.B. weil die Nahrung länger satt hält. Man würde sich am Ende also vielleicht sogar mehr sparen, als man ausgibt.
Wenn man dem eingangs verlinkten Beitrag Glauben schenken darf, dann lebt jedes Huhn „auf 0,11 Quadratmeter, ohne Auslauf“. Ein Schwein hat bei konventioneller Haltung angeblich „einen dreiviertel Quadratmeter zur Verfügung“. Ein Leben lang… :(
Angenommen, wir würden einen Neustart machen…
Also angenommen, wir würden das Gedächtnis aller Menschen löschen, die mit den heutigen teilweise sehr niedrigen Lebensmittelpreisen aufgewachsen sind. Und man würde dann einfach die Preise einführen, die notwendig sind, um eine respektvolle Viehzucht zu betreiben. Wäre das dann ein Problem?
Vielleicht sollten wir nicht mehr die alten (Dumping-) Preise als Referenzpunkt verwenden, sondern das, was im Idealfall notwendig wäre (Idealfall = Tiere haben den Auslauf und die Nahrung, die sie brauchen, damit sie nicht leiden und damit die Qualität des letztendlichen Lebensmittels hoch ist). Denn im Idealfall wären wir vermutlich nicht bei einem Aufschlag im Centbereich konfrontiert, sondern mit einem deutlich höhen Aufschlag.
Aus diesem Blickwinkel betrachtet könnte man sagen, dass die Preise immer noch relativ günstig wären im Vergleich zu dem, was im Idealfall bezahlt werden müsste.
Freilich dürfte es schwierig werden sicherzustellen, dass die Einnahmen aus den höheren Steuern tatsächlich den Landwirten zugute kommen, bzw. vielleicht noch mehr, dass die ausbezahlten Mittel dann von den Landwirten auch so verwendet werden, wie das geplant ist. Daher haben die Verbraucher für mich eigentlich einen größeren Einfluss darauf, was die Landwirte machen:
Wer bevorzugt bei Landwirten kauft, bei denen das „Gesamtpaket“ stimmt, der wird im kleinen Stil dazu beitragen, dass sich die Situation zum Besseren ändert – zum Besseren für Mensch und Tier. So zumindest meine Hoffnung.
Ich sage nicht, dass ich mit dieser meiner Meinung den Nagel auf den Kopf treffe oder dass meine Meinung ohne Denkfehler auskommt. Es ist lediglich meine Meinung (und eine Meinung ist bekanntlich etwas anderes als Wissen). Ich freue mich daher umso mehr auf Kommentare unterhalb dieses Beitrags zu diesem sicherlich nicht ganz einfachen Thema.