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Kohlenhydrate bei Diabetes mellitus Typ 1 – Grundlage für Ernährungsempfehlungen?

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Kohlenhydrate sind lebenswichtig. Das ergibt sich nicht zuletzt aus dem ausgewogenen Kohlenhydrate – Bedarf der Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1. Ausschlaggebend für eine gesunde Ernährung ist, in welcher Art und Weise man sie zu sich nimmt. 

Lesezeit: ca. 7 min

Kohlenhydrate sind lebenswichtig


Kohlenhydrate (auch Saccharide genannt) werden oft verteufelt, insbesondere von dem Teil der Damenwelt, der sich von ungeschriebenen optischen Kodexes terrorisieren lässt. Wenn man diese „bösen“ Saccharide nur weg lässt oder zumindest auf ein Minimum reduziert, soll man abnehmen – so die Amateurtheorie. Aber Kohlenhydrate sind wichtig, sogar lebenswichtig! Das äußert sich nicht zuletzt durch den ausgewogenen Bedarf der Menschen, die mit Diabetes mellitus Typ 1 leben.

Diabetes mellitus Typ 1

Diabetes mellitus Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung: Der Körper zerstört die eigenen insulinbildenden Zellen, bis keine mehr vorhanden sind. Da Insulin aber notwendig ist, um den Blutzucker zu spalten, müssen Betroffene das Hormon lebenslänglich spritzen.

Die Krankheit tritt zumeist vor dem 25. Lebensjahr auf, in selteneren Fällen im höheren Erwachsenenalter. Neben einer eventuellen genetischen Veranlagung liegen die Ursachen bislang im Dunkeln. Eher selten entsteht Diabetes I als Folgeerkrankung, wie es etwa bei Mukoviszidose der Fall ist.

Derzeit ist Diabetes 1 nicht heilbar. Betroffene können jedoch mittels Insulinzufuhr (Spritzen) ein normales Leben führen. Durch regelmäßige Blutzuckerkontrollen und eine möglichst genaue Einstellung auf den Bedarf an Insulin und Kohlenhydraten können sie Folgeschäden (Schädigungen des Nervensystems, der Augen, der Zähne, Verengung der Blutgefäße, Nierenerkrankungen etc) vermeiden. Ferner gilt es starke Entgleisungen des Blutzuckerspiegels zu unterbinden, da sie für Diabetiker/innen lebensbedrohlich sind.  

Kohlenhydrate – Bedarf

Typ 1-Diabetiker/innen müssen die Kohlenhydrate – Zufuhr genau an die Insulindosis anpassen. Theoretisch könnten sie Unmengen kohlenhydratreicher Speisen zu sich nehmen und dann eben hohe Dosen injizieren. Das würde aber zu einer Irritation des Blutzuckerspiegels und zu Übergewicht führen. Letzteres ist bei dieser Erkrankung besonders schädlich, da Betroffene ohnehin eine Disposition zu Gefäßverengungen haben. In der Praxis wird stattdessen der Bedarf für Kohlehydrate akribisch durch diverse ärztliche Tests ermittelt. Unter Anderem spielen dabei Gewicht und Körpergröße eine entscheidende Rolle.

Vorkommen an Kohlenhydrate in Lebensmitteln

Kohlenhydrate kommen in Getreide, Kartoffeln, Hülsenfrüchten, Zucker und Obst vor. In sehr geringem Maße sind Kohlenhydrate in Soja- oder Milchprodukten anzutreffen. Typ 1-Diabetiker/innen bleibt folglich nichts weiter übrig, als die Kohlenhydrate für jede Mahlzeit zu berechnen. Die Saccharide werden in Broteinheiten (BE) gemessen. Im Schnitt benötigt ein Mensch (je nach Größe, Alter und Gewicht) zwischen 18 und 24 BE pro Tag. Eine BE entspricht 30 Gramm Vollkornbrot, 80 Gramm Kartoffeln und 70 Gramm Trauben.

Empfohlen sind aktuell sechs Mahlzeiten pro Tag: drei Haupt- und drei Zwischenmahlzeiten. Nun gilt es, den Tagesbedarf an Kohlenhydraten auf diese sechs Mahlzeiten zu verteilen. Ist das einmal geschehen, sollten die Betreffenden es auch dabei belassen. Häufige Wechsel dieser Aufteilung bringen den Stoffwechsel nur unnötig durcheinander.

Art der Kohlenhydrate

 

Kohlenhydrate sind nicht gleich Kohlenhydrate: Man unterscheidet zwischen lang- und kurzkettigen. Erstere kommen in Vollkornprodukten vor und sind generell (nicht nur bei Diabetes) vorzuziehen, da sie den Zucker langsamer ins Blut abgeben. Das hat eine stabilisierende Wirkung auf den Blutzuckerspiegel. Diabetiker/innen dürfen zudem mehr davon zu sich nehmen: Bei Vollkornreis sind zum Beispiel 20 Gramm (ungekocht) eine BE, während des bei weißem Reis nur 15 Gramm sind. Es ist kein Weltuntergang, mal ein weißes Baguette oder Spaghetti aus Weizenmehl zu essen, nur generell sollten überwiegend Vollkornprodukte auf den Tisch. 

Essen nach Broteinheiten in der Praxis

Wie sieht ein Tagesspeiseplan einer Person aus, die mit Diabetes 1 lebt? Diese Fragen stellen viele Betroffene wie nicht Betroffene. Die Antwort ist einfach: „Ganz normal!“ Nehmen wir mal als Beispiel einen 30-jährigen Mann, mit einer Größe von 180 Zentimetern und einem Körpergewicht von 82 Kilogramm, der 20 BE benötigt:

  • 1.Frühstück: 120 Gramm Vollkornwalnusstange mit Bärlauchcreme und drei Cocktailtomaten. Dazu einen Kaffe und als Nachtisch eine Birne – fünf BE
  • 2. Zwischenmahlzeit: 50 Gramm Kekse und Tee – zwei BE
  • 3. Mittagessen: Kartoffelbrei aus 400 Gramm Kartoffeln, ein Schnitzel (vegan, vegetarisch und mit Fleisch möglich) und Salat. – fünf BE
  • 4. Zwischenmahlzeit: ein Stück Kuchen – zwei BE
  • 5. Abendessen: 120 Gramm Vollkornbaguette mit Bruschetta und Rucolasalat – vier BE
  • 6. Zwischenmahlzeit: zwei kleine Äpfel (200 Gramm) – zwei BE

Abzuwiegen sind nur die Lebensmittel die Kohlenhydrate enthalten. Saccharide sind in Gemüse, Sojaprodukten (Tofu, Sojawurst), Weizeneiweißprodukten, Milchprodukten, Fleisch und Fisch – falls überhaupt – nur in sehr geringen Anteilen vorhanden. Weist ein Gericht viele kleinere Kohlenhydratanteile auf (zum Beispiel eine Soße aus Mehlschwitze, ein Schnitzel mit Paniermehl und Salat mit Mais und Zitronendipp), die man nicht im Einzelnen ausmachen kann, empfiehlt es sich ein paar Gramm der Hauptkohlenhydratquelle wegzulassen (anstatt 400 nur 370 Gramm Kartoffeln).

Eine Herausforderung stellen Mischprodukte dar, wie etwa Tabouleh oder Kartoffelsalat. Bereitet man sie selbst zu, kann man den Couscous oder die Kartoffeln davor wiegen. Bei einem Partybuffett ist allerdings nur eine grobe Schätzung möglich. Ab und an zu schätzen, ist nicht weiter dramatisch, sollte aber nicht zur Dauerlösung werden. Bei Fertigprodukten aus Discountern müssen die Kohlenhydrate angegeben sein. Oftmals sind sie es jedoch nicht. Wer in dem Fall die Herstellerfirmen auf ihr Versäumnis hinweist, tut auch anderen Betroffenen einen Gefallen.

Ernährung bei Diabetes mellitus Typ 1 allgemein empfohlen

Wären Saccharide nicht notwenig, könnten Diabetiker/innen sie einfach weglassen und bräuchten kein Insulin zu spritzen. Dem ist aber nicht so: alle Menschen benötigen Kohlenhydrate. Verzehrt eine Person hingegen ganz viel Brot, Nudeln, Schokolade, Torte, Eis, Pudding etc., nimmt sie natürlich zu. Alles was über den angemessenen Bedarf hinausgeht, speichert der Körper ab. Folglich kommt es auf den maßvollen Umgang mit kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln an. Die Richtlinien, die für Diabetes mellitus Typ 1 gelten (selbstverständlich ohne externe Insulinzufuhr), bilden die Grundstruktur einer gesunden Ernährung. Menschen, die nicht an der Stoffwechselerkrankung leiden, können sich ebenfalls ihren Bedarf an unterschiedlichen Nährstoffen (auch an Kohlenhydraten) ausrechnen lassen.     

onlinemagazin diversity-art-mediaJennifer Gregorian (Redakteurin, Galeristin und selbst Künstlerin) ist die Herausgeberin von Diversity Art Media – einem unabhängigen, originellen Onlinemagazin mit vielen Ressorts und attraktiven, überwiegend kostenfreien Offerten.

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