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Ist rotes Fleisch wirklich so schlecht für uns?

Ist rotes Fleisch gefährlich | Kohlenhydrate-Tabellen.com

Viel wurde in den letzten paar Jahren darüber diskutiert, dass rotes Fleisch gefährlich sei. Angeblich soll es gar Krebs erzeugen können und so schädlich sein, wie Rauchen. Was ist dran? Wird vielleicht doch nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird?

  • Nur weil etwas Krebs erzeugen kann, heißt das nicht, dass es Krebs erzeugen wird.
  • Die Sachlage bei rotem Fleisch ist alles andere als eindeutig.
  • Täglicher Verzehr von verarbeitetem rotem Fleisch sollte aber wohl vermieden werden.
  • Auch auf die Zubereitungsmethode kommt es an.

Die Schlagzeilen der letzten Jahren basieren auf einer kurzen Zusammenfassung, die sich auf eine massive Analyse von über 800 Studien bezieht. In 2018 trafen sich erfahrene Forscher bei der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), einem Arm der Weltgesundheitsorganisation (WHO), und kamen zu einigen überzeugenden Schlussfolgerungen über rotes Fleisch.

Insbesondere in Bezug auf Darmkrebs klassifizierten sie verarbeitetes rotes Fleisch als „Gruppe 1“-Karzinogen („krebserregend für den Menschen“). Was normales rotes Fleisch anbelangt, so wurde es als „Gruppe 2A“-Karzinogen („wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“) eingestuft.

Das ist natürlich starker Tobak.

Absolute Aussagen wie diese sind mit ein Hauptgrund, warum wir so viele Ernährungsmythen haben. Bei Krebs ist es besonders schwierig, in absoluten Aussagen zu diskutieren. Schließlich hat fast alles, was wir essen, das Potenzial, an der Krebsentstehung beteiligt zu sein (Quelle: siehe 1 am Beitragsende). Dennoch wurde und wird rotes Fleisch als wahrscheinlicher Übeltäter angeprangert.

Einige Verbindungen – wie die polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK), die in geräuchertem Fleisch gefunden werden – haben sich als Erbgut schädigend erwiesen. Die Schädigung des Erbguts ist der erste Schritt zu einer potenziellen Krebserkrankung.

Aktuelle Erkenntnisse deuten darauf hin, dass verarbeitetes rotes Fleisch, insbesondere solches, das beim Kochen stärker verkohlt ist, ein größeres Krebsrisiko darstellen kann – für Menschen mit einer generell schlechten Ernährungsweise und einem generell schlechten Lebensstil. (Quellen: 2, 3)

Aber wenn wir uns beim Verzehr von rotem Fleisch mäßigen, regelmäßig Sport treiben, Obst und Gemüse essen, ausreichend Ballaststoffe zu uns nehmen, nicht rauchen und nur in Maßen trinken, dürfte die Wirkung von rotem Fleisch auf den Krebs nicht allzu besorgniserregend sein. (Quellen: 4)

Es gibt einige Hinweise darauf, dass der Verzehr von viel rotem Fleisch oder verarbeitetem Fleisch das Risiko für Typ-2-Diabetes und verschiedene andere kardiometabolische Erkrankungen erhöhen könnte. Aber diese Hinweise sind nicht unbedingt überzeugend. Wenn wir jedoch besonders vorsichtig sein wollten, könnten wir unsere Einnahme auf drei Portionen pro Woche beschränken (1 Portion Rindfleisch = 85 Gramm).

Die Befürchtungen, dass rotes Fleisch Krebs verursache, sind wohl stark übertrieben. Ein gesunder Lebensstil (z.B. eine ausgewogene, vollwertige Ernährung, ein gesundes Gewicht, Bewegung und Nichtrauchen) ist insgesamt wichtiger als die Kontrolle der Aufnahme von rotem Fleisch. Wenn wir jedoch vorhaben, weniger rotes Fleisch zu essen, sollten wir wohl mit der Sorte beginnen, die gepökelt, geräuchert oder stark verarbeitet wurde.

Ja, es gibt eine Verbindung von rotem Fleisch mit Krebs, aber es gibt – Stand heute – eben keine Sicherheit, dass rotes Fleisch an sich Krebs verursacht.

Nur weil etwas einen nachgewiesenen krebserregenden Effekt haben kann, bedeutet das nicht, dass es Krebs verursachen wird. Ein erhöhtes Risiko kann klein oder groß sein, und obwohl die bei verarbeitetem Fleisch beobachtete Zunahme relevant ist, weil sie vermeidbar ist, sind die Risiken noch lange nicht so hoch wie beim Rauchen von Zigaretten.

Aber es wird aus den Beweisen ziemlich klar, dass der tägliche Verzehr von rotem Fleisch eine gute Chance hat, das Krebsrisiko zu erhöhen, insbesondere von Kolorektalkrebs. Insbesondere der Verzehr hoher Mengen an verarbeitetem rotem Fleisch ist ein Spiel mit dem Feuer (speziell in Form von Grillfleisch). Wechseln wir also unsere Kochmethoden und probieren daher am besten sanftere Zubereitungsmethoden aus, falls das nicht schon der Fall ist.

Aber alles in allem sind die Beweise mit Vorbehalt zu betrachten. Da es praktisch unmöglich ist, jahrzehntelange kontrollierte Versuche durchzuführen, ist das erhöhte Risiko durch den Verzehr unterschiedlicher Mengen an rotem Fleisch nicht wirklich bekannt. In diesem Fall, wie in vielen anderen Fällen, kann Mäßigung der Schlüssel sein.

Interessant: Der Verzehr von Gemüse scheint einen schützenden Effekt zu haben, bzw. der Nicht-Verzehr von Gemüse scheint das Risiko zu erhöhen. (Quellen: 5, 6)

Übrigens: Auch, wenn Schweinefleisch nicht immer als rotes Fleisch bezeichnet wird, ist es dennoch rotes Fleisch.

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Hinweis: Dieser Beitrag ist kein ärztlicher Rat und soll einen solchen auch nicht ersetzen. Ich beziehe mich lediglich auf Studien.

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Quellenangaben:

1)Schoenfeld JD, Ioannidis JP. Is everything we eat associated with cancer? A systematic cookbook reviewAm J Clin Nutr. (2013)

2) Pham NM, et al. Meat consumption and colorectal cancer risk: an evaluation based on a systematic review of epidemiologic evidence among the Japanese populationJpn J Clin Oncol.

3) Durko L, Malecka-Panas E. Lifestyle Modifications and Colorectal CancerCurr Colorectal Cancer Rep. (2014)

4) Le Marchand L, et al. Well-done red meat, metabolic phenotypes and colorectal cancer in HawaiiMutat Res. (2002)

5) Pan A, et al. Red Meat Consumption and Mortality: Results From 2 Prospective Cohort StudiesArch Intern Med. (2012)

6) Keszei AP, et al. Red and processed meat consumption and the risk of esophageal and gastric cancer subtypes in The Netherlands Cohort StudyAnn Oncol. (2012)

Titelbild von Shutterbug75 auf Pixabay.com

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