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Kann der Verzehr von Gemüse bei der Vorbeugung und Bekämpfung von Krankheiten helfen?

Gemüse: Krankheiten bekämpfen & vorbeugen | Kohlenhydrate-Tabellen.com

Letzte Woche habe ich einen Beitrag mit dem Titel „Flüchtige Vitamine: Wie Du die maximale Menge an Vitaminen sicherstellst“ veröffentlicht. In diesem Beitrag will ich die Ergebnisse meiner Recherche veröffentlichen, in der es mehr um die Eigenschaften von Gemüse rund um die Bekämpfung von Krankheiten wie Krebs, Alzheimer etc. geht. Du erfährst u. a. in Grundzügen, welche Rolle Antioxidantien spielen und dass es Pestizide gibt, die sogar gut für den Menschen sind.

Gemüseverzehr gegen Krebs

Prof. Dr. Heiner Boeing, der Abteilungsleiter der Epidemiologie des Deutsches Institut für Ernährung (DifE) gab vor ein paar Jahren für ein Interview, das auf www.spektrum.de veröffentlicht wurde. Dort stellte er sich Fragen bezüglich des Zusammenhangs zwischen Gemüseverzehr und der Minderung des Krebsrisikos.

Prof. Boeing erklärte, dass die Einflussfaktoren zu zahlreich sind, um eine präzise Aussage zu treffen bezüglich der Stärke des Einflusses von Gemüseverzehr auf die Entwicklung von Tumoren. Insgesamt seien die Erwartungen zu hoch gewesen – man relativiere nun. Aber das bedeute nicht, dass es unnütz sei, Gemüse zu verzehren.

Bei Dick- und Mastdarmkrebs sowie Lungenkrebs kann Gemüse durchaus vorbeugend wirken (1, Quellenangaben am Ende dieses Beitrags).

Die Einstufung bezüglich der Krebsprävention sei insgesamt jedoch nur „wahrscheinlich”.

Überzeugend sei die Datenlage jedoch bei der Vorbeugung von Bluthochdruck, koronaren Herzkrankheiten und Schlaganfällen, so Boeing. Momentan laufen große Kohortenstudien mit insgesamt mehr als drei Millionen Teilnehmern, von denen genaue Ernährungsdaten vorhanden sind. Die Auswertung dieser Studien werde relevante Erkenntnisse bringen.
Konkrete Empfehlungen zur Ernährung müssten sich nach der genetischen Disposition, also nach den individuellen Voraussetzungen, richten.

Antioxidantien

Was machen Antioxidantien die eigentlich?

Reaktive Sauerstoffspezies (ROS) sind sehr reaktionsfreudig und schädigen Zellen sowie die Signalübertragung der Nervenzellen im Körper. Sie können eine große Rolle spielen bei Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bei Krebs, indem sie zur Entstehung von Krankheiten beitragen oder diese sogar verursachen (2).

Eine andere Studie zeigt, dass die ROS auch bei der Entstehung von neurodegenerativen Erkrankungen eine maßgebliche Rolle spielen (3). Zu den neurodegenerativen Erkrankungen zählen z.B. Parkinson und Alzheimer.

Sie gilt es unschädlich zu machen. Zum einen durch die Entwicklung von Medikamenten, die dies bei Einnahme bewerkstelligen, zum anderen durch die Nutzung bereits bekannter Methoden… kurz: dem Verzehr von Obst- und Gemüse.

Krankheiten wie Alzheimer hängen mit der Ablagerung von abnormal strukturierten Proteinen zwischen den Neuronen im Hirn zusammen. Ein gesunder Mensch hat keine Probleme damit, weil diese Proteine abgebaut werden. Bei Alzheimer-Patienten findet kein oder kaum Abbau dieser Proteine statt, dies behindert die Funktionalität der Neuronen.
Fasten aktiviert Abwehrmechanismen im Körper, die für eine Zerstörung dieser Proteine und der ROS sorgen. Antioxidantien ‚funktionieren‘ nach dem gleichen Prinzip: auch sie veranlassen den Körper dazu, einen Abwehrmechanismus einzuleiten. Später mehr dazu.

Noch mal kurz und knapp vereinfacht:

Die heutzutage vermehrt in online und offline Artikeln erwähnten Antioxidantien helfen dem Körper dabei, zerstörerische Moleküle unschädlich zu machen. Dies senkt die Wahrscheinlichkeit, dass Krankheiten auftreten.

Antioxidantien sind nicht gleich Antioxidantien

In Nahrungsmitteln enthaltene Antioxidantien können mehr oder weniger gut verwertet werden – je nach Verfügbarkeit sekundärer Stoffe, die für die Aufnahme benötigt werden (Stichwort Wasser- bzw. Fettlöslichkeit). Nahrungsergänzungsmittel hingegen sollte man kritisch betrachten. Die Verfügbarkeit und somit auch die Wirkung der Antioxidantien für den Körper ist teilweise beschränkt. In einer Studie teilte man knapp 8000 Probanden in zwei Gruppen auf. Die erste Gruppe bekam vier Monate lang täglich Vitaminpräparate. Die zweite Gruppe bekam ein Placebo. Jeweils vor und nach der Studie wurden die Vitalwerte der Teilnehmer bestimmt. Bei den Mitgliedern der Gruppen konnten keine Verbesserungen der Vitalwerte beobachtet werden – überraschenderweise auch nicht bei den Teilnehmern, die Antioxidantien in Form von Nahrungsergänzungsmitteln erhielten (4).

Hormesis: natürliche Pestizide machen Gemüse gesund

Antioxidantien sind wichtig, das steht außer Frage. Aber durch sie lassen sich die positiven, gesundheitsfördernden Eigenschaften des Gemüseverzehrs nicht gänzlich erklären. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Hormesis einen weiteren, wesentlichen Teil dazu beiträgt.

Das Wort Hormesis kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Anregung, Anstoß“. Um sich gegen Fressfeinde zu schützen, produzieren Pflanzen natürliche Pestizide. Diese bitter schmeckenden, giftigen Stoffe sind in den natürlich vorkommenden Mengen nicht schädlich für Menschen. Im Gegenteil: eine geringe Dosis dieser Toxine bedeutet leichten Stress für die Zellen in unserem Körper. So erhöht sich die zelluläre Widerstandskraft. Diese positive biologische Reaktion bereitet die Zellen auf künftige Belastungen vor.

Im Laufe der Evolution haben Mensch und Tier ein Warnsystem entwickelt, das vor giftigen Stoffen schützt – die Wahrnehmung des bitteren Geschmacks. Daher ist es tatsächlich angeboren, dass Kinder bittere Gemüsesorten häufig verschmähen, im Laufe des Erwachsenwerdens jedoch wieder offen für diese Sorten werden.

Zwei Beispiele, um die Hormesis zu verdeutlichen:

Paranüsse

In geringen Mengen verzehrt senkt das in den Paranüssen enthaltene Selen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hochdosiert hingegen vergiftet Selen Leber und Lunge.

Curcumin (in Curry enthaltener Wirkstoff)

Curcumin löst eine milde Stressreaktion in Hirnzellen aus, die für die Produktion von Enzymen sorgt, welche die ROS deaktivieren und der Ablagerung von schädlichen Molekülen entgegenwirken.

Rohverzehr oder Erhitzen?

In meinem letzten Beitrag mit dem Titel „Flüchtige Vitamine: Wie Du die maximale Menge an Vitaminen sicherstellst“ habe ich mich bereits etwas mit Zubereitungsmethoden von Gemüse auseinandergesetzt. Wie immer, so sind auch bei diesem Thema Pauschalisierungen zu vermeiden. Rohkost hat Vorteile gegenüber erhitztem Gemüse – aber auch andersherum. Antioxidantien sind nicht gleich Antioxidantien. Das wasserlösliche, instabile Vitamin C beispielsweise geht zu großen Teilen beim Kochen (Erhitzen in Wasser) verloren. Gemüse, das Dir in erster Linie als Vitamin-C-Lieferant dienen soll, solltest Du deshalb am besten dünsten. Da bei dieser Zubereitungsmethode kein direkter Kontakt zwischen dem Großteil des Gemüses und dem Wasser besteht, bleiben gesundheitsfördernde Stoffe beim Dünsten von Brokkoli erhalten (5).

Lycopen gehört zur Gruppe der Carotinoide und spielt eine Rolle in der Krebsprävention (6). Die Verfügbarkeit des Lycopens und weiterer Antioxidantien steigt, wenn Du Tomaten für 30 Minuten bei knapp 90 °C erhitzt (7). Beta-Carotinoid-Level hingegen bewegen sich auch durch strikte Rohkost in einem guten Bereich, wohingegen es an Lycopen mangelt (8).

Und was bedeutet das nun für Dich?

Rui Hai Liu, ein Professor für Ernährungswissenschaften der Cornell University, der sich mit Lycopen beschäftigt, sagt in etwa Folgendes:

„Das Erhitzen von Gemüse verringert den Vitamin-C-Gehalt lediglich. Wenn man mehr Gemüse isst, weil es warm besser schmeckt, dann ist das wunderbar. Genau darum geht es.“

Du musst Dir also gar keinen Kopf darüber machen, wie Du Dein Gemüse zu verzehren hast, wenn die Portionen nicht etwa winzig sind. Wenn Du es unbedingt „richtig“ machen möchtest, dünste es oder nutze die Brühe für eine Sauce. Hier solltest Du natürlich schauen, dass Dein Gemüse nicht mit Chemie vollgepumpt ist. Wenn Du auf täglicher Basis Obst konsumierst, hast Du Deinen Vitamin-C-Bedarf schon fast gedeckt. Selbst wenn Dir Gemüse zerkocht am besten schmeckt, liefert es noch etwas Vitamin C. Lediglich wenn Du abnehmen willst, solltest Du es mit dem Genuss von Obst nicht übertreiben und lieber auf Gemüse zurückgreifen, da der Fruchtzucker sonst u.U. ein Problem beim Abnehmen werden kann.

Zusammenfassend hier noch mal die Erkenntnisse:

• Rohkost ist gut für Deine Beta-Carotinoid-Werte!
• Erhitzen erhöht den Lycopen-Gehalt von Gemüse!
• Wenn man es dünstet, verliert Gemüse kaum Antioxidantien!
• Tomaten werden durch das Erhitzen sogar noch gesünder!
• Iss Dein Gemüse so, wie Du es am liebsten hast!

Beachte in diesem Zusammenhang gerne auch meinen Beitrag „Ist Mutter Natur bei Krebs schlauer als Chemotherapie?

Hinweis:

Bitte beachte, dass meine Beiträge nie zum Ziel haben, einen ärztlichen Rat zu ersetzen.

Nun bist Du an der Reihe. Hast Du gute Erkenntnisse durch eigene Erfahrungen oder Fachliteratur, die sich mit dem Thema Gemüse bei der Krankheitsbekämpfung und der richtigen Zubereitung beschäftigen? Dann hinterlasse gerne Deinen Kommentar in dem dafür vorgesehenen Kommentarfeld unterhalb dieses Beitrags.

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 Quellenangaben:

(1) http://annonc.oxfordjournals.org/content/early/2015/09/14/annonc.mdv381

(2) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3454471/

(3) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2724665/

(4) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22158670

(5) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2722699/

(6) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26287411

(7) http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/jf0115589?prevSearch=rui+hai+liu&searchHistoryKey=&

(8) http://journals.cambridge.org/download.php?file=%2FBJN%2FBJN99_06%2FS0007114507868486a.pdf&code=617c7efda7f87727a69d566e33aeaf5e

 

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