Die Wechseljahre können eine unangenehme Zeit sein. Das muss aber nicht so sein. Zum einen gibt es für die typischen Wechseljahresbeschwerden Lösungen, zum anderen steckt in den Wechseljahren auch eine Chance, deren sich die meisten Frauen vielleicht gar nicht bewusst sind. In diesem kurzen Interview gibt die Wechseljahre-Expertin Hildegard Aman-Habacht ein paar Tipps.
1) Basierend auf Deiner Erfahrung als Wechseljahre-Expertin: Was ist für die meisten Frauen in den Wechseljahren die größte Herausforderung, und was schlägst Du Ihnen als Lösung vor?
Die größte Herausforderung ist, sich dem Thema zu stellen. Erst wenn frau sich damit beschäftigt, weiß was dahintersteckt, weiß was sich verändert, wie sich die Hormon-Dysbalance auswirkt und was der Körper eigentlich damit sagen will, wird sich der gesamte Prozess dahinter automatisch zum Positiven verwandeln. Denn dann ist das Thema Wechseljahre auch kein „Tabu“thema mehr. Frau steht dazu und vertritt es auch nach außen hin.
Erst dann können diverse Hilfestellungen greifen. Solange ausschließlich Symptome bekämpft werden und die Ursache nicht angeschaut wird, kommt es nur zu einer kurzfristigen Besserung, aber niemals von Dauer. Dem Auto füllen wir ja auch nicht nur Treibstoff nach, wenn es nicht mehr fährt und alle Lampen auf dem Display aufleuchten. Wir fahren dann in eine Werkstatt und lassen es durchchecken. Wir lassen uns helfen und erklären woran es liegt, ob der Keilriemen gerissen oder zu wenig Öl vorhanden ist, wir mit einem zu niedrigen Gang auf der Autobahn gefahren sind, etc. Genauso will auch unser Fahrzeug Körper behandelt werden. Er möchte verstanden und mit Wertschätzung bedacht werden. Nur dann trägt er uns lange und gesund durch unser Leben.
Eine weitere Herausforderung ist, dem Körper, dem ganzen Sein mehr Ruhepausen und Auszeiten zu gönnen. Als wir schwanger waren, haben wir auch mehr Ruhephasen gebraucht, mehr geschlafen und den neuen Umständen Raum gegeben. Ähnlich ist es jetzt in den Wechseljahren. Diese sind eine ebensolche hormonelle Umstellungsphase und fordern ihre Relaxzeiten ein.
Meine Empfehlung ist, sich das nötige Hintergrundwissen der Wechseljahre anzueignen, den Prozess zu verstehen und dem Körper, der Seele und dem Geist Ruhepausen und zusätzliche Entspannung zu gönnen, wirklich alles außen vor zu lassen, was Stress, Hektik und Emotionen mit sich bringt. Dabei sind alle Technik, welche den Entschleunigungsprozess unterstützen herzlich Willkommen.
2) Gerne möchte ich an der Stelle gleich das von Dir eben genannte Stichwort „entschleunigen“ aufgreifen. Was ist Dein Tipp, um im hektischen und von Verpflichtungen zugestopften Alltag zu „entschleunigen“?
Entschleunigen heißt ja auch gleichzeitig immer wieder den Fokus auf sich selbst zu lenken, achtsam mit sich selbst umzugehen, wertschätzend und vor allem „ein“fühlend.
Wir verlieren uns im Alltag, der vollgestopft mit Terminen und To-Do’s ist. Da geht ganz schnell die Anbindung zum eigenen Selbst in Brüche. Ich empfehle gerne sich einen Timer zu setzen der stündlich daran erinnert, einmal tief durchzuatmen. Wieder bei sich anzukommen und kurz hinein zu spüren: „Passt alles oder gibt es da ein dringendes Bedürfnis?“ Das dauert ein paar Sekunden und dieses sich immer wieder zurückholen läßt gar nicht mehr zu, dass wir uns so weit entfernen, dass wir uns selbst nicht mehr spüren. Es lehrt uns ständig präsent zu sein im Bezug auf den eigenen Körper. Es gibt unzählige Apps die diese Erinnerung übernehmen können.
Generell empfehle ich aber sich zumindest einmal täglich während des Tages in einen Art Entspannungszustand zu begeben. Das kann für jeden anders sein. Die eine liest gerne, die andere arbeitet gerne im Garten. Ich nütze die Zeit oft für eine kurze, geführte Meditation oder einen Spaziergang. Es ist wirklich wichtig, dass wir das für uns optimale Werkzeug finden, das auch Spaß macht und es nicht nur tun, weil es angeblich gut oder gesund ist. Es geht darum vom Autopiloten wegzuschalten und in eine Stand-by Funktion zu kommen.
Den Tag ausklingen zu lassen bei sanften Bewegungen und Mobilisationen leitet dann schon die regenerative Phase ein. Wenn wir das auch noch in unseren Alltag einbauen können, dann dankt uns das der Körper mit gutem, erholsamem Schlaf.
3) Was würdest Du denjenigen Frauen sagen, die sich nicht vorstellen können, warum die Wechseljahre eine Chance sein sollten?
Es ist immer wesentlich hinter die Kulissen zu schauen, die Hintergründe zu erforschen, was sich verändert und welche Auswirkungen das hat. Wenn wir alleine davon ausgehen, dass die Sexualhormone weniger werden und damit die Aufgabe und Bedeutung derer beachten, dann sehen wir schon, wozu uns unser Körper auffordert.
Östrogen, das Fürsorglichkeitshormon mahnt uns dazu, die wenige Fürsorglichkeit, die über bleibt für uns zu verwenden. Progesteron, das Entspannungshormon, zeigt uns, dass es Sinn macht mehr Pausen einzulegen, Entspannung von selbst einzuleiten, wenn wir schon von Körperseite her diesbezüglich weniger Unterstützung erhalten.
Ein weiteres Zeichen des Körpers ist die überschüssige Energie, die uns jetzt zur Verfügung steht, weil wir sie nicht mehr für die Menstruation und die Aufrechterhaltung des Zyklus benötigen. Diese Energie möchte eingesetzt werden und zwar für die Frau selbst, um Visionen, Träume, all die Dinge die sie lange hintenangestellt hat, endlich in die Umsetzung zu bringen. Und das ist doch eine grandiose Chance, ein wundervolles Geschenk! Frauen im Mittelalter hatten diese nicht. Sie starben oft schon in jungen Jahren oder bei bzw. nach einer Geburt.
Für diese Transformation zur weisen Frau, mit unglaublich viel Erfahrung, Wissen und Erkenntnissen dürfen wir dankbar sein. Ob wir aber das Geschenk, die Chance und die Transformation nützen, liegt alleine an uns. Dazu muss ich mich als Frau mit den Wechseljahren auseinandersetzen und die Chance beim Schopf packen. Ansonsten geht sie verloren und wir mit dazu!
4) Was ist die Frage, die Du von Deinen Leserinnen und Kunden am häufigsten gestellt bekommst, und was ist Deine Antwort darauf?
Die Fragen die ich gestellt bekomme sind sehr unterschiedlich, meistens zielen sie auf die Herausforderungen, sprich die Beschwerden der Wechseljahre, wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Gewichtszunahme & Co, ab. Nun ja hier gibt es keine Einheitsantwort!
Jede Frau ist unterschiedlich und was für die eine passt, musst nicht zwingend auch für die andere gelten. Und dann hängt es auch vom Umfeld ab in dem die Frau lebt, die äußeren Umstände genauso, wie die eigenen hausgemachten. Daher ist es empfehlenswert sich eine Begleiterin durch die Wechseljahre an die Seite zu nehmen.
Die Möglichkeiten der Unterstützung sind riesig, angefangen von Kräutern, Aromaölen, Homöopathie usw., der richtigen Ernährung, die optimal ausgerichtete Bewegung und der Betrachtung der vielen kleinen Baustellen, die wir mit uns schleppen, ohne zu ahnen, dass auch diese Auslöser für Beschwerden sein können. In der Pubertät gehen wir den Weg ja auch nicht alleine. Da ist eine Mutter, eine Großmutter, Tanten, Freundinnen usw. die uns Empfehlungen geben und uns beistehen.
Daher lautet meine Antwort für jede Frau:
„Gönne dir eine Begleitung durch deine Wechseljahre, eine Unterstützung. Du musst da nicht alleine durchgehen!“
————- Ende des Interviews ————-
Weiterführende Informationen für die Wechseljahre
Mehr von und über Hildegard Aman-Habacht
Unterstützung für Frauen in den Wechseljahren:
- Kurs: Ich.Bin.Jetzt: Das Göttinenprogramm für die Wechseljahre
- Kurs: Die Wechseljahre als Chance sehen
- Ratgeber: Die Wechseljahre der Frau: Geschenk | Luxus | Herausforderung
Webseite: https://www.meine-wechseljahre.com/
Hildegards Wechseljahre Magazin (digitale Version) findest Du hier.
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