Die guten alten Kohlenhydrate… so gut wie jeder hat wohl schon einmal etwas davon gehört. Aber der Austausch mit meinen Lesern zeigt, dass es bei Kohlenhydraten viele Missverständnisse und Unklarheiten gibt. 3 wichtige Aspekte erfährst Du in diesem Beitrag.
1) Ja, es gibt auch gute Kohlenhydrate
Kohlenhydrate sind ja in den letzten Jahren zu einem ziemlich schlechten Ruf gekommen. Nicht ganz zu Unrecht. Das hat auch damit zu tun, dass doch vieles darauf hin deutet, dass die alte Ernährungspyramide ein ziemlicher Mist sein könnte. Insofern haben die Kohlenhydrate zu Recht ihr Fett weg bekommen (interessantes Wortspiel, siehe Punkt 2 unten :) ).
Allerdings macht es keinen Sinn, Kohlenhydrate generell zu verteufeln.
- Ja, wenn man abnehmen will, dann ist eine kohlenhydratarme Ernährung (Neudeutsch: low carb) in den meisten Fällen sehr hilfreich und auch gut durch zu halten.
- Ja, wenn man z.B. an Krebs erkrankt ist, so kann die stark Kohlenhydrate reduzierte sogenannte ketogene Ernährung eine sinnvolle unterstützende Behandlung sein.
- Nein: Kohlenhydrate sind nicht per se schlecht.
In diesem Zusammenhang hört bzw. liest man immer wieder von den guten und den schlechten Kohlenhydraten, bzw. von den langsamen und den schnellen Kohlenhydraten.
In aller Kürze:
schnelle Kohlenhydrate
Die schlechten bzw. schnellen Kohlenhydrate sorgen dafür, dass der Blutzucker rapide ansteigt. Das gilt es zu vermeiden. Leider ist unsere heutige, in der Regel auf der alten Ernährungspyramide basierende Ernährung genau dazu geeignet: den Blutzuckerspiegel ständig schnell in die Höhe zu treiben, und rapide wieder abfallen zu lassen. Das kann auf Dauer nicht nur Übergewicht sondern auch entsprechende gesundheitliche Folgeschäden hervorrufen, die typisch sind für unsere Zeit. Zu den schnellen Kohlenhydraten zählen z.B. die Kohlenhydrate in Zucker oder die Kohlenhydrate in Getreideprodukten.
langsame Kohlenhydrate
Die guten bzw. langsamen Kohlenhydrate sorgen dafür, dass der Blutzuckerspiegel eher langsam ansteigt. Zu den langsamen Kohlenhydraten gehören zum Beispiel die Kohlenhydrate in Gemüse.
2) Die Kohlenhydrate-Menge alleine ist nur bedingt nützlich
Nun haben wir von langsamen und schnellen Kohlenhydraten gehört und haben auch ein generelles Grundverständnis.
Reicht es also aus, wenn man sich die Lebensmittel ohne Kohlenhydrate heraus sucht und sich ausschließlich davon ernährt?
Hmm… mal sehen, welche Lebensmittel hier in dieser Einkaufsliste erscheinen würden:
- Fleisch
- Fisch
- Käse
- Schnaps
Prinzipiell hört sich das nicht schlecht an. Aber schon am Schnaps kann man sehen, dass es so einfach nicht sein kann. Würde ich mich eine Zeit lang ausschließlich von Schnaps ernähren, wäre ich vermutlich nicht nur ziemlich blau, sondern hätte wohl auch einen Bier… sorry, Schnapsbauch. Hier kommt also eine andere Komponente ins Spiel: Kalorien.
Auch wenn eine große Diskussion darüber herrscht, ob Kalorienzählen wichtig ist oder nicht:
Persönlich bin ich der Auffassung, dass man gerade wenn man abnehmen will durchaus auch auf die Kalorien achten sollte. Wer keine Lust auf Kalorienzählen hat, der kann beruhigt sein: low carb Ernährungsweisen, man denke hier an erfolgreiche Programme wie I Make You Sexi etc, sind in der Regel auch vergleichsweise arm an Kalorien und wegen des hohen Eiweißgehalts auch sättigend. So eine low carb Diät geht also auch mit weniger Kalorien einher und begünstigt das Abnehmen.
Was man in diesen Programmen bzw. Ernährungsphilosophien allerdings auch sieht ist: man verzichtet dort nicht nur weitestgehend auf kohlenhydratlastige Lebensmittel, sondern auch auf Milchprodukte – zumindest solange man noch nicht sein Wunschgewicht erreicht hat. Milch und Milchprodukte werden also durchaus skeptisch betrachtet, wenn es rein um das Abnehmen geht.
Wem das jetzt kompliziert erscheint, für den habe ich noch einen verwirrenden Aspekt mehr:
Fett ist nicht automatisch schlecht, und auch hier gibt es gute sowie schlechte Fette. Die Einnahme von guten Fetten (z.B. in Kokosöl, Avocado oder qualitativ hochwertigem Fleisch/Fisch) ist durchaus zu empfehlen, auch wenn man seine Kohlenhydrate reduziert.
Um heraus zu finden, welche Lebensmittel sowohl wenig Kohlenhydrate, wenig Kalorien und gleichzeitig einen hohen Anteil guten Fettes haben, verwende doch einfach meine umfangreichen Nährwerttabellen.
3) „keine Kohlenhydrate“ heißt nicht „null Kohlenhydrate“
Der Volksmund spricht oft von „keine Kohlenhydrate“, wenn er eigentlich low carb meint, also eine kohlenhydratreduzierte Ernährungsweise. Low carb ist etwas anderes als no carb!
Davon abgesehen, dass es wahnsinnig schwer ist, (so gut wie) komplett auf Kohlenhydrate zu verzichten, ist es fraglich, ob es auch in Deinem Fall Sinn macht. In 99,99% der Fälle vermutlich nicht.
Wenn Dir also jemand etwas von einer Ernährung „ohne Kohlenhydrate“ erzählt, dann frage lieber einmal nach, wie er/sie das genau definiert. Es ist in aller Regel nicht Sinn und Zweck, die tägliche Kohlenhydrate Menge auf Null herunter zu fahren. Ich sehe viele Leute, die sich hier umsonst völlig verrückt machen (lassen).
Alle Klarheiten beseitigt? :) Oder hast Du ebenfalls ein paar gute Tipps zu Kohlenhydrate-Mythen? Dann hinterlasse doch gleich noch einen Kommentar unterhalb dieses Artikels im dafür vorgesehenen Kommentarfeld zum Mitdiskutieren.
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Titelbild: flickr Mitglied Chris Potter, Verwendung unter Creative Commons Lizenz CC BY 2.0