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Satt aber hungrig, oder: Emotionales Essen

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„Emotionales Essen“: ein Thema, das sicherlich vielen bekannt sein wird, die immer und immer wieder mit Übergewicht kämpfen. In diesem Gastartikel zeigt Nicole Christine Läbe auf, wie Sie als Betroffener dagegen vorgehen können.

Lesezeit: ca. 6 min.

Warum habe ich immer Hunger?

Wissen Sie immer, wann und warum Sie essen? Na, klar, werden Sie denken, wenn ich Hunger habe! Aber ist das wirklich immer so?

Wenn wir nur essen würden, wenn unser Körper „Hunger“ signalisiert, dann würde die Zahl der Übergewichtigen in den Industrienationen nicht ständig und dazu noch rasant nach oben gehen und die Diätbranche nicht so boomen, wie kaum eine zweite.

Würden Sie nur essen, wenn Sie hungrig sind, dann könnten Sie nicht immer essen, wann und wie viel Sie wollen! Klingt verwirrend, nicht wahr?

Hunger aus der Seele

Physischer Hunger ist körperlicher Hunger und er verlangt nach Nahrung. Nicht physischer Hunger kommt aus dem Herzen, von der Seele. Dieser „Hunger“ ist mit Lebensmitteln nicht zu stillen. Deshalb ist es bei einem Essanfall auch völlig egal, was wir zwischen die Zähne bekommen. Da geht es nicht um Geschmack oder Beschaffenheit der Nahrung, wie süss, salzig, knusprig, soft oder ähnliches.

Wenn Sie Nahrung wollen, obwohl Sie nicht körperlich hungrig sind, ist das ein sicheres Anzeichen dafür, dass Sie etwas weniger Greifbares wollen. Etwas, das Sie vielleicht nicht näher benennen können und von dem Sie befürchten, es nicht zu bekommen. Essen ist dann eine Ersatzbefriedigung. Es ist greifbar, lecker, erreichbar und damit für den schnellen Moment wohltuend und lindernd. Allerdings nur sehr, sehr kurzfristig. Das ist auch bis zu einem bestimmten Punkt völlig normal und gesund.

Auch schlanke Menschen mit einem „normalen“ Verhältnis zum Essen (miß)brauchen manchmal Nahrung, um sich zum Beispiel zu trösten, Bodenhaftung zu erlangen oder um sich an einem stressigen Tag einfach etwas Gutes, Enspannendes zu gönnen, ähnlich wie das Glas Rotwein am Abend. Deswegen ist man noch lange kein Alkoholiker. Es gibt unzählige Gründe. Sie müssen sich nur bewusst sein, dass Sie die zweite Portion Nudeln, die Schachtel voller Kekse oder die Schokolade gerade nicht gegessen haben, weil Ihr Magen geknurrt hat.

Akzeptieren Sie Ihr Verlangen

Akzeptieren Sie es einfach und ich meine wirklich akzeptieren, ohne wenn und aber. Und geniessen Sie dann auch diese Nahrungsmittel. Bringen Sie also Entspannung in Ihr Verhältnis zum Essen. Nicht jeder Essanfall ist gleich ein Weltuntergang und Zeichen für Ihre Unzulänglichkeit oder Willensschwäche, sondern vielmehr ein Zeichen, dass Sie ein Mensch mit Bedürfnissen sind. Und das ist völlig in Ordnung so!

Sollte dieses Essverhalten allerdings dazu geführt haben, dass sich Ihr äusseres Erscheinungsbild mehr und mehr von Ihrem persönlichen Ideal entfernt, und sollte Ihr Essverhalten aus dem Ruder gelaufen sein, d.h. immer mehr ausserhalb Ihrer Kontrolle liegen, so gilt es, diesem „emotionalen“ Essen und seinen Gründen mehr auf die Spur zu kommen.

Bei mir war es genauso, was schliesslich dazu geführt hat, dass ich irgendwann 103 kg auf die Waage brachte, bei einer Körpergrösse von unter 1,60 m. Und das trotz unzähliger, oft verzweifelter neuer Diätversuche. Mit Wissen über Kalorien und Nährwerte oder Vernunft hat es also überhaupt nichts zu tun. Der emotionale Druck ist hundert mal stärker, als der Plan zu einer neuen Diät.

Was steckt hinter einem Fressanfall?

Mit übermässigem Essen werden meist andere Bedürfnisse überdeckt, die wir uns aus irgendeinem Grund nicht eingestehen wollen; oder nicht können, weil wir sie so tief in uns vergraben und verdrängt haben, dass wir sie gar nicht mehr benennen oder ausmachen können. Und wir wollen diese tief in uns liegenden Bedürfnisse auch gar nicht mehr hervorholen. Zu gross ist die Angst davor, sich diese eingestehen zu müssen, oder die Angst vor der möglichen, drohenden Enttäuschung, wenn diese Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Es ist ein Gefühl der Leere in uns und wir versuchen, diese Leere durch das übermässige Füllen unseres Magens zu beheben.

Solche Gefühle können beängstigend sein, aber leider machen wir es eher schlimmer, indem wir Angst vor dieser Angst haben. Wenn wir unsere verschollenen Gefühle weiter wegschieben und sie nicht zulassen, werden sie noch grösser und erschreckender. Gefühle verschwinden nämlich leider nicht, nur weil sie uns Unbehagen bereiten, oder wir Angst vor Ihnen haben.

Gefühle der Leere werden immer wieder kommen in unserem Leben, aber sie werden auch wieder gehen. Ebenso wie unser Verlangen nach Essen.

Wie gehe ich nun dagegen vor?

Wenn also wieder ein Essanfall im Anflug ist (Betroffene wissen genau, wie sich das anfühlt), so lassen Sie ihn (am Anfang) zu! Beobachten Sie genau, was passiert und was sie gerade fühlen. Versuchen Sie, sich die Zeit zu nehmen, sich hinzusetzen und aufzuschreiben, was Sie gerade empfinden.

Oft ist der Anfall dann vorüber, bevor Sie etwas essen mussten. Ganz nach dem Motto „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“. Wenn es am Anfang nicht funktioniert, weil Ihr Unterbewusstsein komplett auf „Essen“ geschaltet hat und Sie an nichts Anderes denken können, als an „Komm her, Du kleines Sahnetörtchen“, dann hilft es schon, sich genau zu überlegen, was Sie denn WIRKLICH essen wollen. Das ist meist diffus. Bisher haben Sie wahrscheinlich einfach wahllos hineigestopft, was gerade greifbar war. Ohne den richtigen physischen Hunger gibt es schliesslich nichts durch Essen zu befriedigen. Fragen Sie sich genau, was Sie essen wollen (und erlauben Sie es sich dann auch).

Wie soll der Geschmack sein:  Süss oder sauer? Salzig? Pikant oder mild?

Wie soll die Beschaffenheit sein: soll es knusprig und knackig sein, oder eher sahnig und weich?

Wie soll die Temperatur sein, eher heiss oder kalt oder in Raumtemperatur?

Wenn Ihr Körper nicht wirklich hungrig ist, wird die Wahl schwierig sein. Wenn Sie jedoch genau klassifizieren konnten, was Sie wirklich wollen, dann essen Sie es auch. Oft hilft aber schon diese kleine Auszeit des Überlegens, dass sich der Essanfall abschwächt oder sogar ganz verschwindet.

Die innere Stimme wahrnehmen

Je besser Sie lernen, Ihre innere Stimme wahrzunehmen und je  intensiver Sie auf sie hören, umso leichter werden Sie Zugang zu Ihren verschollenen Emotionen bekommen und damit zu Ihrem wahren Selbst.

Ich kann Ihnen versprechen, dass das eine unvorstellbare Bereicherung sein wird. Vielleicht am Anfang etwas beängstigend, aber unglaublich erfüllend und bereichernd!

Ich wünsche Ihnen von Herzen viel Erfolg!

Mehr zu dem Thema erfahren Sie unter: www.fett-weg-formel.de

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nicole christine laebe-ernaehrung-kohlenhydrate tabelleNicole Christine Läbe, Jahrgang 1964, war selber seit ca. 35 Jahren ein „Diätopfer“ und bestens vertraut mit dem Thema Essstörungen. Seit Jahren beschäftigt Sie sich mit dem Thema „Emotionales Essen“ und Übergewicht. Heute möchte Sie anderen ein gesundes Verhältnis zum Essen vermitteln und anderen schwer übergewichtigen Menschen helfen, endlich ihr Fett weg zu bekommen.

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  • Robert 29. September 2012, 09:28

    Danke für den Beitrag! :o)