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Des Kaisers herzhafter Gehirnjubel…
Warum ohne Frühstück auch OK ist

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Müssen wir wirklich frühstücken?

„Was, Du hast nicht gefrühstückt? Das ist nicht gesund!“. Ihr kennt diesen Satz, weil Ihr in oft genug als gut gemeinten Rat mitgeteilt bekommt? Dann könnt Ihr nach Lesen dieses Artikels in Zukunft mit der Antwort einer Wissenschaftlerin aufwarten. Ein Gastartikel von Dr. Sabine Paul.

Morgens wie ein Kaiser…

Wir sollen frühstücken – am besten „wie ein Kaiser“. Frühstück sei die wichtigste Mahlzeit des Tages und notwendig für Konzentration und gute Laune. So jedenfalls lauten die Angaben der Ernährungsgesellschaften.

Aber die Realität ist: Je nach Nation frühstücken 5 bis 30 Prozent der Bevölkerung nicht. Mehr als 60 Prozent der Europäer verzichten mehr als einmal pro Woche darauf. Dafür gibt es viele Gründe: Die einen wollen abnehmen, die anderen haben keine Zeit, eine kleine Gruppe kann es sich nicht leisten. Ein häufig genannter Grund ist jedoch: „Ich habe keinen Appetit“. Seltsam eigentlich, denn nach vielen Stunden Schlaf ohne jede Energiezufuhr wäre es logisch, nun hungrig wie ein Bär auf Nahrungssuche zu gehen.

… oder doch eher wie die Hadza?

Interessant ist, dass wenig oder nichts nach dem Aufstehen zu essen, das ursprüngliche Frühstücksverhalten sein könnte. Heutige Naturvölker, die noch als Jäger und Sammler leben, essen häufig erst einige Stunden nach dem Wachwerden eine größere Nahrungsportion.

So starten die Hadza, Jäger und Sammler in Tansania, etwa eine Stunde nach dem Aufstehen meist frühstücksfrei zur Jagd. Zwei bis drei Stunden später, wenn ein erstes größeres Tier erlegt ist, wird ein Teil des Fleischs gegrillt und gegessen. Ungefähr zwei Stunden nach dem Aufstehen starten andere Gruppenmitglieder zum Sammeln von nussähnlichen Baobab-Samen oder graben nach Wurzeln. Manche werden kurz geröstet, andere frisch verzehrt. So steht eine erste Mahlzeit nach etwa drei bis vier Stunden und einer ersten körperlichen und geistigen Aktivität bereit.

Sind wir genetisch noch vorprogrammiert?

Menschen haben fast zwei Millionen Jahre als Jäger und Sammler gelebt. In dieser Zeit wurde der Stoffwechsel optimal an diese Lebensweise und die Art der Nahrungsmittel angepasst. Seit weniger als 10.000 Jahren sind Menschen sesshaft und leben von bis dahin unbekannten Nahrungsmitteln, z.B. glutenhaltigen Getreiden. Gene, und damit auch die Stoffwechselvorgänge, passen sich zwar an neue Umweltbedingungen an, jedoch meist nicht so schnell. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass glutenhaltige Getreide für viele Menschen nicht optimal verträglich sind. Etliche haben nach dem Verzehr von Brötchen, Brot, Müsli, Pizza oder Lasagne starke Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Magen-Darm-Beschwerden oder einen Stimmungsabfall. Frühstücksbrötchen oder Müsli sind offensichtlich nicht für alle empfehlenswert.

Zudem unterliegt das Hungergefühl einem inneren Tagesrhythmus, mit einem Tiefpunkt am Morgen und einem Höhepunkt am Abend. Gesteuert wird dies im Wesentlichen durch das Stresshormon Cortisol. Es mobilisiert unabhängig von akutem Stress körpereigene Energie in der Aufwach-Phase. Der Blutzucker wird erhöht, das Hungergefühl sinkt. Wer ein umfangreiches Abendessen zu sich genommen hat, dem stehen zusätzlich nach bis zu zehn Stunden Verdauungszeit diese Nährstoffe am Morgen zur Verfügung.

Diese Kombination aus rhythmischem Cortisol-Spiegel und Nährstoff-Verwertung des Abendessens könnte Teil unseres genetischen Erbes sein, welches aus der Jäger-und-Sammlerzeit stammt. Wer morgens keinen Appetit hat, kommt dieser ursprünglichen Ernährungsweise sehr nahe. Kein Grund also für ein schlechtes Gewissen, wenn das Frühstück vor dem Arbeits- oder Schulstart schwerfällt und deshalb ausfällt. Ein paar Tricks stellen im Lauf des Vormittags ausreichend Energie und eine Top-Konzentration samt bester Laune sicher:

3 Tipps für Wenig-Frühstücker und für Eilige

  1. Wenig oder nichts früh am Morgen essen – ist ok! Einfach etwas Passendes für später mitnehmen, wenn der Appetit kommt, z.B. Nüsse, hartgekochtes Ei, Obst.
  2. Schnellstart, fruchtig-würzig. Einen schnell zubereiteten und leicht trinkbaren Vitamin- und Mineralstoff-Schub bieten Frucht-Smoothies (z.B. Banane mit Kiwi und Ingwer oder ein paar Mandeln oder Cashew-Kernen) oder Grüne Smoothies mit Wildpflanzen (z.B. Spinatblätter, Rucola oder Blutampfer, Brennnessel); eine Portion von ca. 300 ml genügt. Wichtig: frische Zutaten verwenden, keine fertigen Mischungen aus der Tüte.
  3. Herzhafter Gehirn-Jubel. Für Top-Konzentration sorgt die Kombination aus einer Eiweißquelle mit Vitamin- und Mineralstoffquellen. Beispiele sind Fleisch- oder Braten-Reste bzw. Schinken mit Gemüsestreifen; geräucherte Forelle oder Lachs mit Artischocken oder Oliven; Rührei, Omelette oder Spiegelei mit gerösteten Sonnenblumen- oder Kürbis-Kernen oder gedünsteten Pilzen. Zu allem passt eine große Portion Kräuter nach Saison und Belieben wie Petersilie, Rucola, Basilikum, Löwenzahn-Blätter, Radicchio.

Wer sich etwas mehr Zeit nehmen möchte, findet gengerechte Frühstücksrezepte für moderne Jäger und Sammler in: Das PaläoPower-Kochbuch – Energie und Lebensfreude aus der Steinzeitküche. C.H. Beck-Verlag, 2014

Zusätzlich hier auch noch ein kurzes Interview mit Dr. Sabine Paul auf der Frankfurter Buchmesse 2014:

Sabine Paul_Palaeo PowerDr. Sabine Paul
www.palaeo-power.de

Bisher hier erschienene Gastartikel von Dr. Sabine Paul:
FocusFood: Hellwach und konzentriert – mit Genuss
Superfood Chia Samen: schön, schlank, gesund?

 

Wie steht Ihr zum Thema Frühstück? Ein Muss, um in die Pötte zu kommen, oder haltet Ihr es da eher wie die Hazda? Hinterlasst gerne Eure Meinung im Kommentarfeld unten.

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Bilderrechte: Dr. Sabine Paul

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