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Naschkatze oder Zuckerjunkie?

sweet tooth photo

Die meisten Menschen sind von Natur aus Naschkatzen. Es ist, als sei uns der Geschmack des Süßen bereits in die Wiege gelegt worden. Genauso ist es auch. Die Muttermilch ist nämlich das erste süße Getränk, das wir zu uns nehmen. Säugetieren geht es nicht besser. Das erklärt, warum auch Hunde gerne Kekse und Sahneeis futtern. Es bekommt ihnen allerdings nicht gut. Uns eigentlich auch nicht. Doch wir haben das zweifelhafte Privileg, für die Zuckerindustrie interessanter zu sein als Hunde. Ob wir Naschkatzen oder Zuckerjunkies werden, hat viel mit unserer Erziehung, unserer seelischen Verfassung und unserem Konsumverhalten zu tun.

Ohne Zuckermoleküle gibt es kein Leben

Die Krux ist, dass wir ohne Kohlenhydrate nicht überleben können. Solange Völker keinen Weißzucker kannten, ging alles gut. Honig war mühsam zu ergattern. Süßes kam die meiste Zeit bestenfalls in Form von Obst auf den Tisch. Doch der Weißzucker veränderte alles. Jetzt konnte man alles Mögliche billig süßen. Die Zuckerindustrie wurde für ihre Methoden bereits früh von namhaften Ernährungsexperten gegeißelt – ohne Erfolg. Heutzutage wird der Zuckergehalt von Getränken oder Lebensmitteln zwar zwangsweise deklariert, doch um den Verbraucher am Zuckergehalt vorbei zu mogeln, splittet man diesen in mehrere harmlos klingende Zuckerarten auf. Normalerweise müsste man Zucker sonst immer öfter an erster Stelle deklarieren.

Weiß ein Kind, wie viele Stück Würfelzucker es aufnimmt, wenn es jeden Tag zwei Liter Cola trinkt?

Der Weg von der Naschkatze zum Zuckerjunkie ist bei immer mehr Menschen vorgezeichnet. Wer bereits Kleinkinder abhängig von der Süße des Zuckers macht, macht Bombengeschäfte. Die Pharmaindustrie dankt im Stillen für diesen Einsatz, denn sie profitiert ebenfalls. Immer früher benötigen wir Medikamente gegen die Folgeerkrankungen des überhöhten Zuckerkonsums. Die Palette reicht von Diabetes Typ 2 über Adipositas bis hin zu Bluthochdruck. Immer jüngere Menschen sind betroffen. Unser Zuckerkonsum steigt ständig. Für einen Leistungssportler mag es gerechtfertigt sein, einen stark gezuckerten Energieriegel mitzuführen, um beim Marathonlauf aufzutanken. Wenn aber Kinder Diabetes 2 entwickeln, den man früher als Altersdiabetes bezeichnete, läuft einiges schief. Wir können ohne Zuckermoleküle nicht leben. Aber wir sterben, wenn wir zu viele isolierte Zuckermoleküle zuführen. Fakt ist: Die nicht sofort in den Blutkreislauf gelangenden Kohlenhydrate aus Vollkorn, Kartoffeln oder Obst machen nicht süchtig.

Ist es noch Nascherei oder schon Sucht?

Nascherei kennzeichnet sich dadurch, dass Ihr gelegentlich einen Riegel Schokolade, ein Sahneeis oder ein Glas Cola zu Euch nehmt. Um Weihnachten herum kann es auch mal mehr sein. Suchtverhalten ist klar abgrenzbar.

Wer nicht mehr ohne seine tägliche Tafel Schokolade, seine zwei Stück Sahnetorte oder seine zwei Liter Cola denkbar ist, der ist süchtig. Er hat zumindest seelische, oft aber auch körperliche Entzugserscheinungen, legt Vorräte seines bevorzugten Suchtmittels an und findet immer wieder Ausreden, um noch einen Riegel Schokolade zu sich zu nehmen. Das schlechte Gewissen hinterher und die Bewusstheit für gesundheitliche Probleme, die aus dem hohen Zuckerkonsum resultieren, kennzeichnen einen echten Schokoladenjunkie.

Dieser Definition zufolge sind heute zahlreiche Jugendliche Zuckerjunkies. Kisten von Cola-Getränken wandern in die Einkaufskörbe. Die Kuchen-, Keks- und Süßigkeiten-Regale eines beliebigen Supermarktes ergeben in Addition zueinander mehr Regalfläche, als die gesamte Gemüseabteilung einnimmt. Gezuckerte Fitness-Riegel, süße Wellness- und Sportgetränke gaukeln uns einen Gesundheitswert vor. Tatsächlich sind sie zuckerhaltige Killer.

Die Zuckerindustrie hat längst das Sagen in unserem Leben. Ihr konsequent aus dem Weg zu gehen, schaffen die wenigsten. Wenn selbst eine Diabetologin gelangweilt blickt, wenn eine erwachsene Frau ihr verzweifelt von ihrem Suchtverhalten in Bezug auf Schokolade berichtet, ist Alarmstimmung angesagt.

„Sie können einfach aufhören!“

Dieser Satz besagter Diabetologin verkennt, dass man ein echter Zuckerjunkie sein kann und nicht einfach aufhören kann. Mal abgesehen davon, müsste man sämtliche Lebensmittel aus der Ernährung streichen, die heutzutage Zucker enthalten. Wie man als Schoko-Junkie weiß, bricht sich die Schokoladensucht sonst in Form anderer Kohlenhydrate Bahn. Ist mal keine Schokolade erreichbar, holt man sich seine Zuckermoleküle eben anderswo. Am Ende kommt man so oder so auf seine tägliche Dosis, die alle bekannten Schäden im Körper zeitigen wird. Und zwar sichtbar, denn die Figur geht auch aus dem Leim.

Dumm ist allerdings, dass alle Steigerungen der dadurch anfallenden Gesundheitskosten zukünftig aus unserer Tasche bezahlt werden müssen. Was Alcopops, Karamellriegel, Sahneeis, Cola-Getränke oder Gummi-Teddys anrichten, ist fatal. Sie bauen wichtige Vitalstoffe ab, verkleben das Blut und machen bei steigender Unterzuckerung aggressiv. Niemand führt das steigende Aggressionspotenzial unter Kindern auf „Zucker-Turkey“, also Entzugserscheinungen, zurück. Zuckerjunkies bräuchten Hilfe. Es gibt aber kaum einen Ort, wo sie ernst genommen werden oder einen Entzug und begleitende Ernährungsberatung erhalten. Es finden sich immer mehr Vegan- oder Bio-Shops im Internet, aber es gibt keine Sugar-Free Shops.

Fazit

Wie so oft, muss erst eine gesellschaftliche Katastrophe daraus werden, bevor entschlossen gehandelt wird. Derweil macht die Zuckerindustrie unangefochten Riesenumsätze und lacht sich ins Fäustchen. Bisher konnte sie trotz aller Aufklärungs-Kampagnen von Ernährungswissenschaftlern als „Liebesersatz-Drogendealer“ ungeschoren davon kommen. Der Zigarettenindustrie geht es endlich an den Kragen. Hier war das Sucht- und Krankheitspotenzial aber auch offensichtlicher… Geht es auch der Zucker-Industrie bald an den Kragen?

Was denkt Ihr: Naschkatze oder Zuckerjunkie? Hinterlasst gerne einen Kommentar in der Kommentarfunktion am Ende des Artikels.

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Foto von feverblue

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