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Von Fastfood-Ketten, 4 Stunden Köchen & Co: Steht (endlich) der Wendepunkt in der Ernährung bevor?

Wer die Entwicklungen in der Lebensmittelindustrie in den letzten Jahrzehnten mit verfolgt hat, der musste nicht nur Schlimmes sondern Schlimmstes für die Zukunft der Menschheit fürchten, zumindest in puncto Ernährung. Nun scheint es aber, als gäbe es tatsächlich Hoffnung auf einen Ausweg aus der Sackgasse. Paradoxerweise könnten gerade die lange Zeit verpönten Fastfood-Ketten dabei großen (entscheidenden?) Einfluss haben.

Die Aussichten waren lange Zeit alles andere als gut…

Vieles deutete darauf hin, dass die Lebensmittelindustrie nur eine Richtung kannte, und zwar hin zu unnatürlichen und dick- bzw. krank machenden ‘Lebens’mitteln. Die Nachrichten, die man dazu v.a. im Internet lesen konnten, bestätigten diesen Eindruck: Übergewicht, Diabetes, Herz- und Gefäßkrankheiten etc waren die letzten Jahrzehnte auf dem Vormarsch.

Mehr und mehr verdichteten sich durch die neuere Forschung auch die Hinweise, dass unsere moderne Ernährung in vielen Fällen gar der Ursprung für Krebs sein kann.

Persönlich habe ich in den letzten 2-3 Jahren ein sehr großes Interesse am Thema Ernährung entwickelt. Angefangen hat alles mit einem Artikel auf der Webseite eines jungen Amerikaners, dem ich in erster Linie wegen einer anderen Thematik folge: Tim Ferriss, mit gerade mal 37 Jahren Autor von mittlerweile drei New York Times & Wall Street Journal Bestsellern, darunter “Die 4 Stunden Woche. Mehr Geld, mehr Zeit, mehr Leben.

Damals veröffentlichte er einen Artikel mit dem Titel: “How to keep feces out of your bloodstream (or lose 10 pounds in 14 days)” (der Artikel ist leider nur in Englisch verfügbar, aber ich habe später dann zu diesem Thema einen eigenen Artikel mit ähnlichem Titel auf Deutsch geschrieben: leaky-gut Syndrom: Fäkalien durch korrekte Ernährung nicht ins Blut gelangen lassen). Der Artikel war letztlich der Auszug aus dem Buch: “The Paleo Solution – The Original Human Diet” von Robb Wolf. Robb Wolf ist heute einer der anerkanntesten Experten zum Thema Paleo Diät bzw. einer Ernährung, die sich in ihrer Philosophie an einer ursprünglichen Ernährungsweise orientiert. Dazu gehört unter anderem:

  • der Verzicht auf Getreideprodukte (wegen Gluten und Lektin)
  • der Verzicht auf industriell verarbeitete Produkte
  • sehr wohl gewünscht ist der Verzehr von Fett (allerdings sogenannte ‘gute’ Fette)

Es tut sich was…

Auch wenn ich es nicht mit Sicherheit sagen kann, so habe ich doch das Gefühl, dass gerade die von Robb Wolf ausgelöste Bewegung einen maßgeblichen Anteil daran hat, dass es meiner Meinung nach einen (neuen und massiven) Trend hin zu gesunder und nachhaltiger Ernährung gibt.

“Wo ist denn daran das Neue?”, wird sich mancher nun nicht zu Unrecht fragen. Schließlich gibt es ja nicht erst seit gestern eine riesige Bio-Industrie. Daher möchte ich eine kleine Klammer öffnen und kurz erläutern, was ich mit “gesund” und “nachhaltig” meine.

Gesunde Ernährung…

Gerade beim Thema “gesund” schließe ich mich mittleweile den Vertretern einer weitestgehend Getreide freien Ernährung an. Das kann sowohl eine Ernährungsweise nach Paleo oder auch eine ketogene Ernährung sein, wobei sich die beiden Ernährungsphilosophien inhaltlich nicht viel nehmen (die ketogene Ernährung wird auch aufgrund der unterstützenswerten Arbeiten und Bemühungen von Experten wie Prof. Dr. Ulrike Kämmerer immer häufiger im Zusammenhang mit der Krebsbehandlung genannt).

Ich glaube, dass uns gerade unser starker Konsum von Getreide- und Stärke haltigen Lebensmitteln in eine extreme, ernährungstechnische Zwickmühle gebracht hat. Dieser gilt es nun wieder zu entkommen. Ich glaube, dass die oben genannten Ernährungsphilosophien wie Paleo oder Keto dazu beitragen können.

… und nachhaltige Ernährung

Nachhaltig heißt für mich, dass man sich als Verbraucher durchaus auch Gedanken darüber macht, woher denn eigentlich mein Stück Fleisch, mein Fischfilet und/oder mein Obst bzw. Gemüse her kommt. Ist es wirklich notwendig,

  • dass das Steak aus Argentinien angeschippert wird statt aus der Region?
  • dass Fischfilet aus Aquakultur kommt statt aus dem Meer oder dem Fluss?
  • dass mein Obst/Gemüse von oben bis unten voll ist mit Chemikalien?
  • dass die Gans in unwürdigen Bedingungen gemästet werden musste?

Ich denke gerade, dass die Lebensbedingungen der von uns für den Verzehr gezüchteten Tiere viel mehr in den Mittelpunkt gehören. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ein unter würdigen Bedingungen gezüchtetes Tier dann auf dem Teller als auch auf dem Gaumen und letztlich dann auch in unserem Körper wesentlich besser ankommt.

Hier beende ich meinen kleinen Ausflug bezüglich gesunder und nachhaltiger Ernährung und wende mich wieder den neuesten Entwicklungen zu, die mich hoffnungsvoll in die ernährungstechnische Zukunft blicken lassen.

Gerade nach dem Bestseller von Robb Wolf konnten sich viele für diese Ernährungs- bzw. genauer genommen Lebensphilosophie begeistern und die Zahl der Webseiten, die sich damit beschäftigen, steigt stetig – auch im Deutsch sprachigen Raum (siehe weiter unten). Ein weiterer Meilenstein wird hoffentlich die ‘Nutrition Science Initiative’ sein, kurz NuSi, die von verschiedenen Experten ins Leben gerufen wurde (oben genannter Tim Ferriss ist im Beratungsgremium). NuSi ist eine gemeinnützige Organisation, mit dem Zieldie wirtschaftliche und gesellschaftliche Belastung durch Übergewicht und der durch Übergewicht verursachten chronischen Krankheiten zu reduzieren, und zwar indem die Qualität bezüglich der Ernährungswissenschaft und der Forschung zum Thema Fettleibigkeit verbessert wird.‘

Auch der oben erwähnte Tim Ferriss will hier seinen Teil dazu beitragen, und als Autor von 3 Bestseller Büchern hat er natürlich eine entsprechend große Folgerschaft sowie auch entsprechend gute Kontakte. In seinem letzten Bestseller “The 4 Hour Chef” (bisher nur in Englisch verfügbar) beschreibt er ein Ziel, das er hat: Weil 20 Millionen Menschen einen “Supertrend” erzeugen können, will er mindestens diese Zahl an Menschen mehr für das Thema “interessieren”. Er geht davon aus, dass er damit Folgendes erreichen kann:

  • der riesigen Industrie basierten Produktion und seinen Nebeneffekten ausweichen,
  • den eingeschlagenen Kurs dieses Landes [in seinem Fall Amerika] ändern,
  • die Wirtschaft neu beleben.

Bei Leibe keine kleinen Ziele, aber Tim Ferriss setzt sich generell keine kleinen Ziele und er hat gezeigt, dass er in puncto (Selbst-) Vermarktung praktisch zu Übermenschlichem fähig ist. Ich wünsche ihm auf jeden Fall von Herzem alles Gute bei seiner Mission und hoffe, hiermit auch meinen kleinen Teil beitragen zu können.

Eigentlich fehlt jetzt nur noch, dass die wirklich großen Fische wie ein Bill Gates oder ein Warren Buffet mit ihren riesigen wohltätigen Stiftungen auf das Thema aufmerksam werden und überzeugt werden können, dass sich eine Unterstützung lohnt. Gerade Leuten wie der oben genannten Prof. Dr. Kämmerer wünsche ich, dass ein großer und wohltätiger Geldgeber bald auf sie und ihre Forschung aufmerksam werden. Wer also Kontakte zu potenten Wohltätern hat, die ihren Namen für die nächsten Jahrhunderte in Stein meisseln wollen: bitte melden, es wartet eine einmalig große Chance auf sie ;)

Auch FDA oder Deutsche Adipositas-Gesellschaft ändern den Kurs

Als wären die oben genannten Punkte nicht schon positiv genug für die ‘geschundene Seele’ eines Liebhabers der Ernährungsthematik, ist nun auch von offiziellen Stellen immer mehr ein Umdenken zu erkennen.

Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft e. V. war maßgeblich daran beteiligt, die Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“ anzupassen. Gerade die Tatsache, dass der Therapeut als Strategie zum Abnehmen nun nicht mehr nur eine fettarme Ernährung sondern auch eine Low Carb Ernährung (also mit wenig Kohlenhydraten) auswählen kann, ist ein extreme großer Fortschritt. Auch die Tatsache, dass Fett generell schlecht ist, scheint an offizieller Stelle auf dem Prüfstand zu stehen. Anstatt Fett generell zu verteufeln wird mehr und mehr berücksichtigt, dass es durchaus auf die Qualität und den Ursprung des Fetts ankommt. Seit Juni 2013 liegt nun also der Entwurf zu neuen Leitlinie vor; wann die Leitlinie dann letztlich in Kraft tritt, ist noch nicht sicher.

Gerade berichtete zu guter Letzt auch die FDA (sozusagen die amerikanische ‘Lebensmittelpolizei’), dass Transfette verboten werden sollen. Transfette sind gehärtete pflanzliche Öle, die vor allem in industriell hergestellten Produkten zu finden sind und deren negative Wirkung auf die Gesundheit mittlerweile ziemlich unumstritten scheint. Auch das ist ein weiterer enormer Schritt vorwärts der auch zeigt, dass sich selbst die FDA, die Deutsche Adipositas Gesellschaft oder andere Organisationen in diesem Bereich nicht den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entziehen können.

Das alles ist natürlich enorm wichtig, wenn man einen Ausweg aus der Ernährungskrise finden will, denn gerade die Empfehlungen dieser Organisationen haben natürlich enormes Gewicht, auch und gerade bei Ärzten sowie Ernährungsberatern. Leider ist es nun mal so, dass man (sicherheitshalber) lieber den Vorgaben von solch hoch-offiziellen Stellen folgt, als ‘Nischen-Experten’ wie z.B. Robb Wolf. Und wer keinen weissen Kittel trägt, der tut sich schwer, andere Leute für neue Erkenntnisse zu begeistern…

Fastfood-Ketten als Zugpferde einer gesunden Ernährung?

Wie wir alle wissen, sind gerade Fastfood Ketten in der jüngeren Vergangenheit extrem am Pranger gestanden. Sicherlich nicht ganz zu Unrecht, vor allem in puncto Transfette, wenn auch hier vielleicht mehr Hexenverfolgung geschehen ist als notwendig.

Alles in allem waren die Fastfood-Ketten sicherlich nicht unschuldig am der Entwicklung der vergangenen Jahre, gleichzeitig aber auch ein leichtes Ziel bei der Suche nach einem Sündenbock.

Auch diese Art der Restaurants können sich nicht mehr den immer lauter werdenden Rufen nach “gesunden” und “nachhaltigen” Lebensmitteln entziehen. Und das ist gut so. Warum? Gerade die größeren unter diesen Ketten haben eine teilweise enorme Reichweite, und damit auch ein enormes Potential, auf unser Essverhalten Einfluss zu nehmen. In Zeiten von Social Media wie facebook, twitter & Co können Informationen geradezu in Windeseile verteilt werden und somit zu einer Form der ‘Mund zu Mund Propaganda hoch Zehn’ werden. So geschehen neulich am Beispiel der US-amerikanischen Fastfood-Kette Chipotle, die sich auf mexikanisches Fastfood spezialisiert. Chipotle hat neulich einen nicht unerheblichen Aufwand betrieben, um ein kurzes aber einprägsames, animiertes Video und auch ein zur Aussage des Films passendes Spiel für Smartphones bzw. Tablets zu entwickeln. Auch wenn es sich dabei natürlich um einen (überaus erfolgreichen) Werbefilm handelt: es zeigt, dass sich etwas bewegt sich in der Lebensmittelindustrie.

Hier das wirklich sehenswerte, kurze Video, das es auf youtube innerhalb von wenigen Tagen zu einer massenhaften Verbreitung geschafft hat. Gut für Chipotle, aber auch gut für uns:

Gerade die durchaus stark gescholtenen Fastfood-Ketten könnten somit fast schon paradoxerweise eine tragende Rolle spielen, wenn es darum geht, die gerade anrollende Welle zum Thema Ernährung massenhaft zu verbreiten und zu vergrößern.

Man sieht also: Es bewegt sich was im Lebensmittelsektor und die Hoffnung keimt auf, dass wir irgendwann mal wieder richtige Lebensmittel essen werden, statt wie jetzt nährwertfreien Müll.

Der absolute Durchbruch wäre es, wenn dann letztlich auch noch Politik und Kirchen sich dieser Bewegung anschließen. Die Hoffnung stirbt zuletzt… :)

Wer sich weiter mit dem Thema Ernährung beschäftigen will, findet hier im Deutsch sprachigen Raum ein paar exzellente Anlaufstellen:

  • Prof. Dr. Ulrike Kämmerer (Spezialistin für die Ketogene Ernährung und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit, gerade im Hinblick auf die Vorbeugung als auch Bekämpfung von Krebs)
  • Urgeschmack’ von Felix Olschweski
  • Paleosophie’ von Constantin Gonzalez

Wie beurteilen Sie die Entwicklungen in Bezug auf das Thema Ernährung? Sehen Sie Licht am Ende des Tunnels oder sehen Sie nach wie vor schwarz? Und ist das Chipotle Video nichts weiter als ein cleverer Marketing-Gag? Teilen Sie Ihre Meinung in der Kommentarfunktion unterhalb des Artikels.

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Bilderrechte
Quelle: flickr; Foto ‚RezoLab – Santé et nutrition‘ von REZ0NANCE Lizenz: Creative Commons by 2.0 de / Kurz

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  • Brigitta Beyer 21. November 2013, 03:10

    Meine \“Ernährungsarztin\“ arbeitet mit mir schon länger auf dieser Basis. Hier wird gar nicht so sehr auf die Kalorien geachtet, sondern darauf, wie schaut die Insolinproduktion aus. Grundsaetzlich ist alles erlaubt zu essen, aber man muss wissen wann, was und wieviel. Ich habe mit der Ernaehrungsumstellung 19 kg langsam abgenommen, hatte sehr wohl Rueckschlaege. Aber dann kam ploetzlich ein Zeitpunkt und ich mag so manches (ungesundes) gar nicht mehr essen, das ich frueher unbedingt haben musste.

    • Kohlenhydrate Tabelle 22. November 2013, 00:31

      Hallo Brigitta,

      Danke für dern Kommentar, und Glückwunsch zu den 19 kg weniger! :)

      Schöne Grüße,
      David