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Diät im Fokus (Teil 9): „Mach mich schlank!“ von Michael Mosley

michael mosley mach mich schlank-kohlenhydrate tabelle

Macht uns Michael Mosley schlank?

Es mangelt nicht an wissenschaftlichen oder auch pseudo-wissenschaftlichen Studien, die sich mit der Frage: „Wie kann ich schnell abnehmen“ befassen. Der Brite Michael J. Mosley, seines Zeichens Journalist, Produzent und Moderator, glaubt in seinen eigenen Recherchen die wichtigsten Aspekte zum dauerhaften Abnehmen ausfindig gemacht zu haben.

Lesezeit: ca 8 min

Worum geht es?

Dieser Artikel ist in weiten Teilen eine Zusammenfassung der Dokumentation „Mach mich schlank!“ (Originaltitel: „10 Things You Need to Know About Losing Weight“) von Michael J. Mosley. Ab und an wird der Artikel ergänzt durch eigene Gedanken des Autors dieses Artikels, dies wird dann durch den Zusatz: „Kommentar“ kenntlich gemacht. Die ca. 45-minütige Dokumentation mit deutscher Übersetzung stand bis vor Kurzem kostenlos bei ZDF neo online zur Verfügung. Leider scheint dies nicht mehr der Fall zu sein…

Viszeralfett: das versteckte Fett

Michael Mosley ist selbst zwar auf den ersten Blick nicht das, was man klassisch als „übergewichtig“ oder „(zu) dick“ bezeichnen würde. Dennoch lässt er seinen Körper genauer unter die Lupe nehmen. Anhand einer Kernspintomographie wird festgestellt, dass er durchaus einen nicht unbedenklichen Anteil an Fett aufweist, nämlich sogenanntes Viszeralfett. Hierbei handelt es sich um verstecktes Fett, das sich um die inneren Organe entwickelt. Dies sei, so Mosley, „verdammt gefährlich“. Hier entsteht letztlich seine erste Erkenntnis: auch wenn man äusserlich schlank ist, so kann man dennoch zu viel Fett aufweisen.

Folgen dieser Art von verstecktem Fett können sowohl Diabetes und Insulinrestistenz sein. Vielleicht kennen Sie ja, von sich selber oder aus Ihrem Umfeld, Leute die einen starken nach vorne gewölbten Bauch haben. Dies sowie eine ausgeprägte Taille können ein Indikator für Viszeralfett sein.

Nun die gute Nachricht: Viszeralfett wird als erstes abgebaut, wenn man Diät macht oder etwas Sport betreibt.

Kommentar:
Im Zusammenhang mit Übergewicht scheint es oftmals eher kontraproduktiv, den Begriff ‚Sport’ zu verwenden. Gerade Menschen mit deutlichem Übergewicht sind nun einmal oftmals körperlich und/oder in Bezug auf die Motivation nicht in der Lage, Sport zu betreiben und wenden sich daher schon bei der Erwähnung des Begriffs ab. Es sollte aber beachtet werden, und darauf geht das Video gegen Ende hin anhand eines Beispiels auch ein, dass ‚Sport’ an dieser Stelle eher als generelle körperliche Aktivität zu betrachten ist. Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie mit 30kg Übergewicht gleich rausgehen, und 10km Laufen. Es sind bereits die kleinen Dinge im Leben, die ein Umdenken zu etwas mehr Bewegung bringen können und dabei auch ein paar extra Kalorien verbrennen, sowie u.U. auch Viszeralfett abbauen können.

Das Frühstück besser nicht ausfallen lassen

Anscheinend ist etwas dran an dem Spruch: „Am Morgen wie ein König, am Mittag wie ein Prinz und am Abend wie ein Bettler“, also in Bezug darauf, wie man sein Essen gestalten sollte. Wenn es nach Mosleys Erkenntnissen geht, dann trifft dieser Spruch zumindest auf das Frühstück zu.

Seinen Ergebnissen zu Folge macht es uns geradezu heiß auf Kalorienbomben, wenn wir das Frühstück ausfallen lassen. Auf diese Weise will der Körper wohl eine Unterversorgung kompensieren. Dies ist natürlich katastrophal für jede Diät. Laut Mosleys Erkenntnissen sei es dann auch keine Frage des Willens mehr, denn das Gehirn zwinge uns geradezu dazu, kalorienreiche Nahrungsmittel aufzusuchen.

Mosleys Tipps zum richtigen Essen

Basierend auf seinen Recherchen kommt Michael Mosley letztlich auf die folgenden Tipps und Tricks, um korrekt zu essen:

  • Keine Mahlzeit ausfallen lassen.
  • 3 Mahlzeiten am Tag müssen sein.
  • Meiden Sie eine zu große Auswahl, denn eine große Auswahl kann bewirken, dass wir alles probieren wollen.
  • Tellergröße verringern: dies sei ein einfacher aber wirkungsvoller Trick um weniger zu essen, denn durch Studien konnte bewiesen werden, dass ein Teller mit kleineren Abmessungen helfen kann, die Menge der verzehrten Nahrung um 20% zu reduzieren. Dies wirkt sich dann letztlich auch auf die Zahl der täglich eingenommenen Kalorien aus.

Was gehört letztlich auf den Teller?

Hier knüpft Mosley an ein bekanntes Dogma an: das klassische Kalorienzählen. Letztlich soll also die täglich verbrauchte Menge an Kalorien kleiner sein, als die Menge an Kalorien die man zu sich nimmt. Ziel sei damit ein Kaloriendefizit. Kalorienzählen macht sich laut Mosley bezahlt, denn schwarzer Kaffee hat z.B. nur 10 Kalorien, während Cappuccino hingegen schon mit ca. 100 Kalorien zu Buche schlägt!

Kommentar:
Hier beginnt natürlich wieder die alte Diskussion, ob es denn nun wirklich nur darauf ankommt, dass man weniger Kalorien einnimmt als man verbraucht. Sicherlich gibt es Menschen, die auf diese Art und Weise zumindest kurzfristigen Erfolg haben. Aber ist es auch eine langfristig sinnvolle Methode? Um dies beurteilen zu können, muss man sicherlich auch den Aspekt der Qualität der zu sich genommenen Lebensmittel und Kalorien beachten. Sie können sich pro Tag ausschließlich von einer gewissen Menge an Süßigkeiten ernähren und immer noch weniger Kalorien einnehmen als Sie verbrauchen. Wie wahrscheinlich glauben Sie ist es unter diesen Bedingungen jedoch, dass Sie so abnehmen werden, geschweige denn gesund und langfristig abnehmen? Sicherlich richtig ist der Gedanke, auf Mischgetränke wie z.B. Cappuccino zu verzichten, v.a. wegen des enthaltenen Zuckers. Zucker ist bekanntlich eine Kalorienbombe und auch voll mit leeren Kohlenhydraten.

Gesund ernährt und trotzdem dick?

Vielleicht gehören Sie ja auch zu denen, die sich ‚gesund’ ernähren, also nur durch Obst, Gemüse, Fisch etc. und dennoch nicht abnehmen? Warum ist das so, fragt Mosley?

In einem kleinen Experiment, bei dem eine Probandin zum ersten Mal genau Buch darüber führt, was Sie zu sich nimmt, kommt Folgendes zu Tage:

Kleine Snacks zwischendurch, sowie Getränke, Soßen und Dips werden beim Kalorienzählen oft unterschlagen. Ausserdem glauben viele, dass die ‚gesunden Sachen’ gar nicht zählen. Dies sei v.a. bei Obst der Fall: hier werden oftmals viel größere Portionen erstellt als ratsam.

Kommentar:
In der Tat sollte man auch bei Fruchtzucker Vorsicht walten lassen. Es wäre jedoch eine überzogene und nicht ratsame Reaktion, Früchte aufgrund des enthaltenen Fruchtzuckers zu verteufeln. Wenn es irgendetwas zu verteufeln gibt, dann viel mehr die industriell hergestellten Produkte mit Zucker etc., die letztlich nichts als leere Kalorien sind. Früchte hingegen liefern neben dem Fruchtzucker eine Menge an wertvollen Nährstoffen.

Eiweiß & Calcium: Wundermittel beim Abnehmen?

Laut Mosley gilt es, Fressattacken gar nicht erst aufkommen zu lassen. Letztlich gebe es Mittel und Wege, das Gehirn auszutricksen. Wie? Durch eiweißhaltige Lebensmittel. Eier, Fisch, mageres Fleisch und Bohnen machen lange satt. Laut Mosley können schon 10% mehr Eiweiß im Frühstück den Heißhunger verringern.

Warum sättigt Eiweiß mehr? Eiweiß setzt eine große Menge eines bestimmten Hormons frei (Peptid YY), welches dazu beiträgt, länger satt zu halten.

Neue Studien wollen gezeigt haben, dass Calcium in Milchprodukten die Fähigkeit haben soll, Fett aus dem Essen zu binden. So soll es direkt wieder ausgeschieden werden. Hilft also das ‚weiße Gold’ (aus Milchprodukten) gegen das Hüftfett?

Wie man im Film sehen kann, zeigten Stuhlproben in einem Experiment bei gleichem Kalorien- und Fettgehalt, dass durch den Verzehr von Milchprodukten (Käse etc.) doppelt so viel Fett ausgeschieden wird. Auf ein Jahr gerechnet mache das rund 2 kg aus.

Kommentar:
Dies ist eine durchaus interessante Erkenntnis. Inwiefern sich dies aber als pauschale und wissenschaftliche Aussage darstellen lässt, müsste recherchiert werden.

Das ‚leidige’ Thema Sport…

Ein Großteil des Körperfetts wird nach dem Training verbrannt. Laut einem Experiment, das Mosley an sich selber auf dem Laufband vornahm, hielt der sogenannte Nachbrenneffekt die ganze Nacht an (Abnehmen im Schlaf!) und noch bis in den Morgen hinein. Dies konnte er anhand von Messungen im Labor nachweisen.

Was ist mit denen, die gar keinen Sport machen (können)?

Auch wenn es natürlich schön wäre, wenn wir in unserer bequemen Welt wieder ein wenig körperlich aktiver werden würden, so heißt das nicht, dass wir alle einen Marathon laufen können sollten. Gerade bei Menschen, denen körperliche Bewegung fremd (geworden) ist, geht es eher darum, sich generell wieder an den Gedanken zu gewöhnen, dass ein gewisses Maß an Bewegung einfach notwendig ist, um sich wohl zu fühlen. Gerade kleine Veränderungen im Tagesablauf können helfen, wieder aktiver zu werden (Treppensteigen, mit der Straßenbahn eine Station früher ein-/aussteigen).

Eine Testperson hätte somit mit nur kleinen Veränderungen wie oben beschrieben 12kg mehr in einem Jahr abnehmen können. Allerdings ist laut Mosley hier die Voraussetzung, dass die Ernährung die gleiche bleiben muss.

Kommentar:
Es muss dem Leser klar sein, dass natürlich eine Anpassung der Ernährung und der zu sich genommenen Menge notwendig ist, sobald aus den kleinen Veränderungen tatsächlicher Sport werden sollte.

Michael Mosleys Fazit

Es ist nicht schwer, ein paar Kilo abzunehmen, wenn man seine Ernährung im Griff hat und sich ein wenig mehr im Alltag bewegt.

Kommentar:
Wer sich nun sagt, dass dies einfacher gesagt sei als getan, hat Recht und Unrecht zugleich. Recht, weil es in der Tat schwierig sein kann, je nach Ausgangssituation. Unrecht, weil sich Vieles, was als Grund vorgebracht wird, oftmals recht schnell als Vorwand entpuppt. Abnehmen ist nun mal zu großen Teilen eine Kopfsache. Normalerweise brauchen wir Alle ein Motiv, um uns daran zu machen, ein Ziel zu erreichen. Dieses Motiv ist beim Abnehmen nicht immer groß genug. Oftmals ist das Problem ja, dass man sich ganz hedonistischen Entscheidungssituationen gegenüber sieht: schöne Schokoladentorte jetzt oder potentielle Vermeidung von Diabetes & Co in Zukunft. Dass sich hier Viele für den sofortigen Genuss entscheiden ist nicht schwer zu erraten. Vielmehr sollte man als Ernährungsberater etc. vielleicht darauf hinweisen, welche unmittelbaren Vorteile eine bessere Ernährung und etwas mehr Bewegung auf die einzelne Person haben kann. Ernährung hat nicht nur damit zu tun, Krankheiten in 30-50 Jahren zu vermeiden. Vielmehr gilt auch hier: Müll rein, Müll raus, soll heissen: eine auf die jeweiligen Bedürfnisse ausgerichtete Ernährung kann in der Regel also auch unmittelbare Vorteile haben. Das Wissen darüber, das leider Vielen zu fehlen scheint, kann die Entscheidung für oder wider industrieller Kalorienbomben durchaus erleichtern. Allerdings: wenn nur das Fleisch willig,
der Geist aber schwach ist, wird es wohl ein schwerer Kampf.

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